Die Galerie im Oktober zeigt Bilder von Rene Müller aus Erkrath.

Er schreibt:

Im Frühjahr dieses Jahres habe ich in Shkoder, einer Stadt im Norden Albaniens, die aufopferungsvolle Arbeit einer Schweizer Ordensgemeinschaft dokumentiert. Ihr Kloster haben sie da gebaut, wo die Ärmsten der Armen wohnen. Menschen, die ums tägliche Überleben kämpfen, weil auch sie zu den 90% gehören, die in Shkoder keine Arbeit haben, die ihre kranken Kinder nicht zum Arzt bringen können, weil kaum genug Geld da ist, um Essen einzukaufen. Menschen, die den Glauben an einen durch und durch korrupten Staat verloren haben, der seinen Bürgern weder soziale Unterstützung noch sauberes Trinkwasser oder gar ausreichend Strom bieten kann. Viele sind aus entlegenen Bergregionen hierher gezogen. Aber immer noch herrscht die alte Clanstruktur, wird das Gewohnheitsrecht, der Kanun, zum Teil über staatliche Gesetze gestellt. Und wenn dann im Streit jemand erschossen wird, ist die gesamte Familie des Täters von Blutrache bedroht, isoliert sich aus Angst für Monate oder gar Jahre im Haus. Denn sie haben nie gelernt, Konflikte friedlich auszutragen, berufen sich stur auf ihre Ehre.

Die Schwestern des Klosters helfen diesen Menschen. Sie geben den Kranken Arzneimittel, behandeln ihre Kinder, wenn diese wieder durch einen kochenden Kessel oder am offenen Feuer Verbrennungen erlitten haben. Sie geben den Kleinen Vorschulunterricht und ermuntern sie, gemeinsam zu spielen. Manchmal fangen selbst die Mütter begeistert an, aus Bauklötzern Häuschen zu bauen oder zu puzzeln – weil sie in ihrer Kindheit nie Spielzeug besessen hatten.

Viele Krankenhäuser sind heruntergekommen und technisch veraltet, ganz zu schweigen von der Hygiene. Da läuft das verstopfte Klo über, bröckelt der Putz von den Wänden. Das Personal ist schlecht ausgebildet und verfügt kaum über geeignete Untersuchungsmöglichkeiten. Als Folge davon kommt es immer wieder zu fatalen Fehldiagnosen. „Man geht krank ins Spital und kommt totkrank wieder zurück“ meint eine junge Albanerin zu mir. Die Schwestern haben schon mehrfach veranlasst, ernsthafte Fälle in deutschen Kliniken zu behandeln.

Schwester Christina, deren Idee es war, das Kloster in Shkoder zu errichten, versucht immer wieder, zwischen Familien zu vermitteln, die von Blutrache betroffen sind. Nur selten ist jemand bereit, dem anderen zu vergeben. Es ist genau diese Arbeit im Kleinen. Natürlich kann sie nicht die Gesellschaft verbessern, aber sie setzt ein Zeichen und die Menschen spüren, dass doch noch jemand da ist, der ihnen in ihrer Not hilft.

Weitere Informationen über die Ordensgemeinschaft und deren Arbeit finden Sie unter:
www.weggem.ch

Die Fotos wurden mit einer Nikon F3 auf Neopan 1600 und Kodak Tri-X aufgenommen. Anschließend wurden die Filme in Kodak Xtol 1+1 kippentwickelt.

Leider kann ich hier nur einen winzigen Teil meiner Bilder zeigen. Ich arbeite aber momentan daran, die umfangreiche Fotoreportage im Internet zu veröffentlichen.


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