Gummidruck
Gummidrucke gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Dr. Edwin Mutter gibt in
seinem "Kompendium der Photographie" das Jahr 1858 an. Die ersten
Drucke stammen von John Pouncy.
Für meine Drucke habe ich ein raues und starkes Büttenpapier verwendet,
damit die lichtempfindliche Farblösung darauf besser haften bleibt als
auf glattem Papier.
Sämtliche Papiere habe ich vor dem Beschichtungsprozess nochmals eingeleimt.
Damit das Bild nicht in das Papier einsinkt, wurde das Papier zuerst in eine
3%igen Gelatinelösung, mit Formalin versetzt, eingetaucht. Zur Nachleimung
habe ich eine 5-%ige Chromalaunlösung eingesetzt.
Die eigentliche Gummierung und Sensibilisierung erfolgte mit Gummiarabikum,
weiß (Gummilösung: 40 g auf 100 ml Wasser und Bichromatlösung:
Kaliumbichromat 10g wieder auf 100 ml Wasser.)
Zur Sensibilisierung des Papiers: 20 bis 40 Teile Gummilösung, 1 bis 2
Teile Tempera- oder Aquarellfarben und wieder 20 bis 40 Teile Bichromatlösung.
Da im Kontakt-Kopierverfahren belichtet wird, benötigt man Negative in der Größe des fertigen Bildes. Es sind je nach Sujet und Gradationsgeschmack verschiedene Negative verschiedener Gradationen erforderlich. Um eine Passgenauigkeit zu erreichen, habe ich mir Passrahmen angefertigt. D.h. um jeden Planfilm habe ich einen Papierrahmen angeklebt und diesen an den Rändern mit Löchern versehen, die genau in einen Holzrahmen mit hervorstehenden Schrauben passten. Anschließend habe ich bei leicht bedecktem Himmel belichtet. Die Exposition kann von 20 sec. bis zu 2 Stunden dauern. Diese Zeit hängt von der Negativdichte, der Farbwahl und dem Schichtauftrag der Bichromatlösung ab.
Die "Entwicklung"
habe ich bei schräg gestelltem Papier und einem weichen Wasserstrahl durchgeführt.
Der Wasserstrahl hat den Vorteil gegenüber dem Schwimmenlassen im kalten
Wasser, dass dadurch einzelne Partien individuell behandelt werden können.
Nach ausgiebiger Trocknung habe ich eine weitere Bichromatschicht aufgetragen
(je nach Erfahrung kann man auch interessante Effekte erzielen, wenn man den
einzelnen Schichten leicht abgetöntandere Farben hinzufügt), das Papier
trocknen lassen und wieder belichtet. Dass dieser ganze Prozess sich über
mehrere Tage hinziehen kann, versteht sich von selbst.
Das fertige Bild muss zum Schluss unbedingt gehärtet werden. Die Härtung
oder das Auftragen einer Schutzschicht ist erforderlich, damit später weder
ein Bakterienfraß noch eine Schichtaufweichung durch Feuchtigkeit das
Bild zerstört.
Verwendet habe ich nach einem Agfa-Rezept folgendes Härtebad: auf 1000
ml Wasser, 120 ml 40-%iges Formaldehyd, 5 min. Behandlungsdauer.
Zwei Beispiele für Gummidrucke:
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Olivenbäume bei Cervo, Italien | Fischmarkthalle in Brüssel |
Bromöldruck
Die Grundlage des Bromöldruck-Verfahrens
bildet die Härtung einer Bichromatkolloidschicht durch Lichteinwirkung.
D.h. der Bromöldruck wandelt das normale Silberbild in ein Gerbungsbild
um. Das Silberbild wird mit Bichromat ausgebleicht, wobei die Gelatine entsprechend
der vorhandenen Menge des metallischen Silbers in derselben Weise unlöslich
gemacht (also gegerbt) wird, wie Bichromatgelatine durch Lichteinwirkung gegerbt
wird. Dieses Gerbungsbild kann mit fetter Farbe eingefärbt werden.
Wieder wird sehr festes Papier verwendet. Die lichtempfindliche Schicht darf
nur mäßig gehärtet sein (Industriepapiere sind alle stark gehärtet
und eignen sich für dieses Verfahren nicht). Auch der Entwickler sollte
selbst hergestellt werden, da sämtliche Fertigentwickler auch eine Härtungseigenschaft
besitzen.
Beim Fixierbad sollten ebenfalls
keine Chemikalien verwendet werden, die das Bild härten (auf 1000 ml Wasser:
240 g Natriumthiosulfat crist., Natriumsulfit sicc. 10 g Kaliummetabisulfit
25 g). Als Entwickler habe ich einen einfachen Metol-Hydrochinon-Entwickler
verwendet (auf 1 Liter Wasser: 1 g Metol, Natriumsulfit sicc. 13 g, Hydrochinon
3 g, Soda cicc. 26 g und Kalimbromid 1 g).
Das belichtete, entwickelte und fixierte Bild wird nun ausgebleicht und gegerbt
(1 Liter Wasser: Kaliumbichromat 19 g, Kaliumferrizynid 19 g, Kaliumbromid 28
g, Kalialaun 25 g und Salzsäure 10-%ig 5 ml).
Der Bleichvorgang dauert etwa 4 min. Das gelbbraune Bild wird kurz gewässert
und anschließend in einem 2 %igen Schwefelsäurebad (5 min.) behandelt.
Nach nochmaliger Wässerung in einem 10 %igen Fixierbad fixiert und anschließend
reichlich gewässert.
Das Einfärben der gegerbten Bildteile habe ich mit fetter Ölfarbe
und einem breiten, harten Pinsel durchgeführt. Da die Schicht in diesem
nassen Zustand (das vorher getrocknete Bild wird 15 Minuten eingeweicht) sehr
empfindlich ist, habe ich das Papier, auf einer Glasplatte liegend, äußerst
vorsichtig eingestrichen. Der Fettglanz kann mit Benzin entfernt werden.
Zwei Beispiele für Bromöldrucke:
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Bäume auf dem Rodderberg bei Bonn | Ausblick in Pontresina, Italien |
Beim Gummi- und Bromöldruck
wird man vorher kaum bestimmen können, wie genau in Farbe, Gradation und
Brillanz das fertige Bild sein wird. Es sind immer viele Versuche erforderlich
und jedes Bild ist eine Überraschung.
Theodor Gerdell
Anmerkung der Redaktion: Dieser einführende Text soll keine ausführliche Anleitung sein, sondern Ihnen nur das Grundprinzip der beiden Verfahren erläutern. Weiterführende Informationen finden Sie z.B. in dem Buch "Worobiec/Spence - Monochrom und weitere Kunst-Printing-Techniken", erschienen im Augstus Verlag.
Die feinen Details der Gummi- und Bromöldrucke lassen sich am Bildschirm leider nur unzureichend darstellen.