Als Berufsfotograf Corona überstehen

06. November 2020
von fotoespresso
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von Alexander Klebe

Die zweite Welle steht vor der Haustür. Man wünscht sich, es wären die Besucherzahlen auf der Webseite. Doch diesmal ist es keine, die man unbedingt reiten möchte. Aus dem Weg gehen wäre wohl eher angebracht. Obwohl wir als Fotografen wirtschaftlich unmittelbar davon abhängig sind, oft unter vielen Leuten zu sein und ihnen möglichst nahe zu kommen. Nun können wir uns wohl auf einen kalten Winter einstellen. Es sei denn, wir erfinden uns ein Stück weit neu.

Die Ausgangslage

Anfang des Jahres 2020 schien die eigene Wahrnehmung der Welt noch halbwegs in Ordnung. Als Fotograf brauchte man eigentlich nur eine gute Positionierung und ein Netzwerk aus glücklichen Kunden. Dann konnte man bei guter (Marken-)Führung auch darauf vertrauen, dass der nächste spannende Auftrag schon bald im Posteingang landete. Na gut, manchmal brauchte man etwas mehr Geduld. Eine unumgängliche Unsicherheit gehörte auch als Abenteuerfaktor immer ein wenig dazu, ja beflügelte manche sogar in ihrer Schaffenskraft.

Dann stellte ein Virus die Welt auf den Kopf und damit uns alle auf eine harte Probe. Die erste Welle zeigte uns, wie machtlos, sogar hilflos, wir im Grunde sind – als Menschen und auch Unternehmer, wenn gut gefüllte Auftragsbücher auf einmal leergefegt werden.

Die Wochen im »Frühjahrs-Lockdown« kann man mit etwas Abstand und gesundem Wohlwollen eventuell noch als außerordentliche Auszeit verbuchen. Es war vielleicht nicht die Art der Auszeit, die man geplant hatte, doch sie hatte auch ein paar versteckte Sonnenseiten. Man versuchte, mit dem verordneten Urlaub sinnvoll umzugehen. Doch wenn keine Aufträge, nicht mal Anfragen reinkommen, wird den meisten Selbstständigen zu Recht mulmig.

Wie lange die Ausdauer hielt, hing auch davon ab, wie weich das Polster war, auf dem man landete. Ein paar Rücklagen hatte man ja hoffentlich bilden ­können, auch wenn diese vielleicht für die Rente, eine geplante Investition oder den langersehnten Urlaub gedacht waren.

Zum Glück erkannte die Politik den Handlungsbedarf und setzte das Signal auf »Durchhalten«. Die Soforthilfe war für viele Freiberufler und Selbstständige erstmal ein gutes Pflaster, um nicht sofort die Kameraausrüstung bei Ebay versteigern und das Studio kündigen zu müssen. Es war auch für die eigenen Nerven gesünder, obgleich der Umstände, erstmal die Ruhe zu bewahren und abzuwarten, wie sich die Lage entwickeln würde.

Veränderung

Viele der Fotografen waren, genau wie die meisten ihrer Kunden, erstmal im Homeoffice gestrandet. Denn die zahlreichen Auftraggeber veränderten sich mit den verordneten Hygienekonzepten teils drastisch in ihrer Arbeitsweise. Diese Entwicklung wirkte sich auch unmittelbar auf die Zusammenarbeit mit den vielen freien Fotografen aus. Daneben sorgten Absagen und Ausfalltermine von kränkelnden Kunden bei einem selbst für Kopfschmerzen.

Statt Meetings gab es Calls. Statt Messen, Kongressen, Hochzeiten, Konzerten und Firmenveranstaltungen, die früher gute Aufnahmen versprachen, gab es nun Livestreams. Statt professionell produzierter Bilder dienten neuerdings Selfies, Screenshots und Videomitschnitte als Nachweis, dass überhaupt etwas stattgefunden hat. Eine ganze Branche hat sich augenscheinlich über Nacht digitalisiert.

Auch als Kreativer wollte man einen Teil zur neuen Normalität beitragen, um nicht die Sinnhaftigkeit des eigenen (Nichts-)Tuns in Frage stellen zu müssen. Doch die Möglichkeiten schienen auf einmal rar. Statt »exposure« stand noch immer »stay-at-home« auf dem Programm. Das vorbehaltlose Eintauchen in eine andere Welt war auf einmal nicht mehr so bedenkenlos möglich wie vorher. Das machte es schwieriger, die eigenen Leistungen wie bisher anzubieten. Denn die Achillesferse der Fotografen war und ist die Kontaktpflicht – man muss unter Menschen, um gute Bilder zu machen.

Fotografen arbeiten gern und viel mit der Welt um sie herum und den Menschen in ihr. Aus der Kooperation mit ihrer unmittelbaren Umwelt kreieren sie einen Mehrwert in Form von belastbaren Bildern. Sie erschaffen Erzählungen für ein Stück weit Ewigkeit. Ähnlich wie die Gebrüder Grimm mit ihrer Märchensammlung. Die aufzeichnenden Künstler sind jedoch bei ihrer Arbeit abhängig von der Zugänglichkeit der Personen und der Leichtigkeit des Augenblicks. Damit blieben zunächst erstmal wenig Alternativen, um Werke und damit Einkommen zu generieren.

Lange wirkte die neue »Normalität« surreal. Es schien einfacher, sich vor ihr in irgendeiner Blase zu verstecken, als sich dieser scheinbar verrückten Welt zu stellen. Zum Glück war es bald schon wieder Sommer, der Virus auf dem Rückzug und die Regeln wurden gelockert. Der Fluss aus Anfragen, Aufträgen und damit wichtigen Einnahmen kam wieder in Gang. Dennoch hinterließ das Frühjahr für viele eine grobe Delle, auch im Glauben an die eigenen Abwehrkräfte.

Zum Glück sind Fotografen, wie viele Künstler, auch geübte Meister des Minimalismus. Sie besitzen die Fähigkeit, mit dem zu arbeiten, was da ist. Sie beobachten ihre Umwelt und lassen sich von Details inspirieren. Sie können mit einer Vielzahl von Werkzeugen und Inhalten arbeiten, kreative Projekte planen und besitzen die außerordentliche Fähigkeit, aus Aufnahmen lebendige Aussagen zu machen. Sie kennen verschiedene Kanäle, um Bildern Beine zu verleihen. Doch ihre größte Stärke ist vermutlich die Empathie.

Viele etablierte Bilddienstleister haben ihre Stammkunden, mit denen sie schon lange zusammenarbeiten und die Maßstäbe dafür setzen, wie man sich so eine Geschäftsbeziehung im Idealfall vorstellt: respektvoll, zuvorkommend und werteorientiert.

Der Fokus auf die Herausforderungen der Auftraggeber ist immer erfolgversprechend, denn so lernt man als Dienstleister dazu und kann an den richtigen Stellen helfen, die gewählten Botschaften zu visualisieren. Doch was passiert, wenn selbst die Auftraggeber von gestern heute nicht wissen, was oder wie sie morgen kommunizieren können?

Wenn es gerade kein großes Kundenprojekt gibt, beauftragt man sich eben selbst mit einem schönen Konzept für den Winter. Das hilft der mentalen Gesundheit. Die ein oder andere gute Idee wartet bestimmt ­irgendwo darauf, dass man an ihr arbeitet und sie umsetzt.

Neue Produkte und Einnahmequellen

Nach der ersten Aufregung hatten viele Freiberufler, Selbstständige und Fotografen auf einmal auch Zeit für ungewöhnliche Experimente. Denn mit der Ruhe nach dem ersten Sturm kam auch die Muße, die Ideenmaschine wieder anzuwerfen, das eigene Business zu reflektieren und versteckte Potentiale aufzudecken.

Die objektive Betrachtung des eigenen Unternehmens ist nicht immer einfach, wenn man mittendrin steckt. Da fehlt einfach nötige Abstand. Doch spätestens mit der zweiten Welle schien nun die perfekte Zeit gekommen, um gedanklich ein paar Weichen für die Zukunft zu stellen. Am Anfang jeder Idee schaut man zuerst durch den Sucher und versucht, im Kopf ein grobes Bild zu konstruieren.

Eines steht fest: Der künstlerisch veranlagte Mensch braucht kreative Aufgaben. Selbst, wenn das Hobby nun schon zum Beruf geworden ist, hört man nicht auf, sich weiter zu entwickeln und auch Neues zu Probieren. Das heißt jetzt nicht, dass man wieder den Bauchladen auspackt, sondern seinen Fokus auf die Umwelt und Kunden schärft und sich fragt:

  • Was wird gebraucht?
  • Was macht Sinn?
  • Worin bin ich gut?
  • Was generiert Einkommen?

Digital & skalierbar

In dieser fast unplanbaren Zeit, wünscht man sich natürlich Produkte und besser noch Geschäftsmodelle, die am besten von zu Hause oder überall aus funktionieren und dennoch fortwährende Einnahmen erwirtschaften. Unser bisheriges Endprodukt, das Bild, ist schon mal digital – ein kleiner Anfang.

Was wir jetzt mit unseren potentiellen Kunden gemeinsam haben, ist die zusätzliche Zeit vor dem Bildschirm: Arbeiten, lernen, shoppen, sogar verlieben – all das scheint von zu Hause aus möglich zu sein. Die Menschen und Marken sind in den sozialen Medien sogar noch präsenter als vorher. Die digitalen Plattformen werden nun dafür genutzt, den schier unstillbaren Bedarf an Unterhaltung, Austausch und Lebensnotwendigem zu decken.

Dabei spielen Bilder und deren erfahrene Erschaffer hoffentlich weiterhin eine wichtige Rolle, wenigstens, um die Vielzahl von digitalen Inhalten zu verpacken. Doch statt einen vergangenen Normalzustand zu bedauern, sollten wir uns vielleicht besser fragen, wie wir unsere Stärken genau hier und jetzt sinnvoll einsetzen können. Umdenken ist angesagt, um optimistische Bilder einer möglichen Realität zu gestalten. Das Selfie mag im privaten Bereich ausreichend sein, doch in der professionellen Kommunikation z.B. von Unternehmen und Organisationen sind weiterhin erfahrene Fotografen gefragt, die mit ihren Fähigkeiten ein Gesamtkonzept entwickeln und umsetzen können.

Jede Geschichte, Anzeige oder Broschüre, jede Produktvorstellung, jede digitale Konferenz profitiert von einem ansprechenden Erscheinungsbild. Auch jeder ­Livestream gewinnt mit einer ruhigen Kameraführung, schön gesetztem Licht, gutem Ton und im besten Fall einem geeigneten Studio drumherum.

Manche starteten frühzeitig, nutzten die Gunst der Stunde, um neue, derzeitig realisierbare Ideen und auch eigene Formate auf den Weg zu bringen. Andere warteten ab, unternahmen dafür nun lange Wanderungen vor der eigenen Haustür und in ihren digitalen Archiven, widmeten sich den Bildern vergangener Projekte, ihrer Webseite und dem Wissen rund um die eingeführten Hygienevorschriften.

Um geistig fit zu bleiben, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, etwas aus dem bevorstehenden Winter zu machen. Denn die neue digitale Welt braucht auch Bilder, um zu funktionieren.

Das Shooting auf Distanz

Der Hygieneplan steht, die AHA-Regeln sind im Schlaf zitiert. Beim Shooting selbst werden nun eher die großen Brennweiten ausgepackt, Haarsträhnen pantomimisch zurecht gezupft, oder das Outfit mit Anleitung per Handzeichen gerichtet. Das regelmäßige Lüften am Set bringt auch die ein oder andere Frisur in Schwung. Die Abstands- und Hygieneregeln sind zwar schnell integriert; jedoch nicht ganz bedeutungslos fürs Endergebnis. Hier werden wir noch lernen müssen, mit der Distanz auf eine gewisse Dauer umzugehen.

Vermehrt werden statt Studio- auch gleich Outdoor-Shootings nachgefragt. Doch das ist natürlich nicht immer die ideale Grundlage für alle Projekte, schon allein wegen dem wechselhaften Wetter.

Wenigstens die Bildauswahl und anschließende Bearbeitung lässt sich digital und auf sichere Distanz lösen. Doch viele Gruppen- und Porträtaufnahmen wurden vorsichtshalber auch gleich wieder auf das nächste Frühjahr verschoben, weshalb die meisten Porträtfotografen wieder etwas Geduld brauchen werden.

Digital ist das neue Gold

Der Sog der digitalen Welt wirkt in diesen Zeiten mächtig. Bilder und Botschaften reisen auf dem Rücken der Plattformen in Sekundenschnelle um die Welt, vernetzen und verführen, verschmelzen Welten und berühren. Manche Hersteller, Händler und auch Fotografen bringen nun ihre Videotechnik auf den neuesten Stand und unterhaltsame Inhalte ins Netz. Neben Interviews, Podcasts und Making-of-Material gibt es die Möglichkeit, Erklärvideos, Livestreaming und Videos von zu Hause aus zu einer Vielzahl von Themen zu produzieren. Hauptsache digital und vom Server aus weltweit endlos reproduzierbar. Sicher, nicht in jedem von uns steckt der geborene YouTuber oder Influencer, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Doch jeder hat ein Netzwerk, mit dem er in Austausch bleiben möchte. Die eigene Gruppe ist schnell angelegt, der Instagram-Kanal gut gefüllt und der linked.in-Account aktuell. Doch die sozialen Medien sind nur das Schaufenster. Der moderne Digitalnomade weiß, wen er mit seinem Content in diesen Werbeplattformen wirklich glücklich macht. Es ist ein Anfang.

Das eigene Magazin / Buch

Am Ende gewinnen immer die Plattformen. Cleverer ist es daher wahrscheinlich, eine eigene Plattform zu bauen und die vorhandenen Fans in ein eigenes Magazin oder einen Club mitzunehmen. Am besten noch garniert mit exklusivem Content, besonderen Einblicken und oben drauf einem hübschen Bezahl-Modell, das direkt Einnahmen für den Erschaffer ermöglicht. Solche digitalen Abomodelle für ansprechende Inhalte lassen sich auch mit Anbietern wie »Patreon« oder »Steady« auf die Beine stellen. Natürlich kann man die eigenen Inhalte auch als Buch veröffentlichen. Alles, was man dafür braucht, ist die Kontinuität, an einem bestimmten Projekt oder Thema über einen längeren Zeitraum zu arbeiten. Viele Fotografen verstehen sich selbst auch als Verleger, als Publisher, die Inhalte zusammenstellen und daraus ein Konzept formen und umsetzen. Die eigene Basis an Followern und Fans ermöglicht es einigen, auch vorab eine solide Finanzierung für den Druck zu sichern. Andere benötigen mit ihrem Format ein wenig mehr Zeit, bis die ersten Auflagenerfolge auch rechnerisch Sinn machen.

Still-Life und Produkte

Etwas schneller kommt man in der Produktfotografie zu Ergebnissen. Beim derzeitigen Durchmarsch des Onlinehandels und Lieferdienste ist der Gedanke zur Spezialisierung auf die Abbildung von Produkten interessant. Das hilft den isolierten Fotografen ein klein bisschen Normalität in ihren Studiobetrieb zu bringen. Die potenziellen Kunden können Händler, Cafés, Restaurants oder lokale Modelabels und Designer sein. Auch der Blumenladen um die Ecke hätte vielleicht Bedarf an schönen Bouquet-Aufnahmen für die eigenen Kanäle. Das Lieblingsrestaurant wäre sicherlich entzückt, ansprechende Bilder der gängigsten Mittagsgerichte zu bekommen. Man weiß nie, was sich aus solchen Kooperationen entwickelt – jedoch können sie aktuell helfen und sind sicher eine gute Investition.

Der Facetime-Fotograf

Während des ersten Lockdowns verschickten Luxusbrands und Modelabels ihre Produkte an auserkorene Botschafter und bekamen bunte Selfies und viele Likes zurück. Ständig suchen Marken nach Möglichkeiten ihre Produkte visuell unter die Leute zu bringen oder abzulichten. Doch nicht immer wissen die Empfänger, was gut aussieht oder können sich selbst in Szene setzen. Das rief die Facetime- und Webcam-Fotografie ins Leben. Dabei sind Fotograf und Modell live miteinander verbunden. Der Fotograf kann wie gewohnt seine Instruktionen geben und ins Bild dirigierend eingreifen. Doch leider taugte die Qualität der Bilder wirklich nur für die sozialen Netzwerke und selten für höherwertige Produktionen oder Publikationen.

Die Modellagentur

Auch wenn gerade keine großen Produktionen möglich sein sollten, braucht die Film- und Werbeindustrie neue Gesichter spätestens fürs Frühjahr. Normalerweise werden diese spontan auf der Straße oder in zahlreichen Castings gefunden. Gesucht werden Menschen mit dem besonderen Etwas, einer guten Geschichte, die auf besondere Weise zu einem Thema oder einer Produktion passen könnten. Am häufigsten werden die Modelle genommen, die leicht zu finden sind. Doch wo findet man in dieser Zeit noch neue Gesichter oder Markenbotschafter? Wenn es doch nur jemanden gäbe, der ohnehin viele Menschen kennt und auch schon viele davon fotografiert hat und einen Weg findet, das alles zu vermarkten. Die Modellagentur ergänzt sich übrigens ideal mit so manchem Produktfotojob.

Das Online-Event

Manche Fotografen fanden ja bisher schon ihre Freude an der Organisation von Workshops oder Seminaren. Nun sind auch diese Formate durch die eingeführten Abstands- und Hygieneregeln distanzierter und komplizierter in der Durchführung geworden. Von der zögerlichen Nachfrage ganz zu schweigen. Ein Onlineformat bringt zwar nicht alle Vorzüge einer Präsenzveranstaltung mit sich, doch ermöglicht z.B. eine ortsunabhängige und relativ flexible Teilnahme und sogar die Möglichkeit der Aufzeichnung. So kann man auch digital den Gebrauch der Kamera erklären, die Grundlagen der Businessfotografie erörtern oder über den Wert des Bildes diskutieren. Daneben sind auch Panel-Diskussionen oder Public Viewings geeignet, um z.B. einen anschließenden Austausch der Teilnehmer zu ermöglichen.

Tier- oder Landschaftsfotografie

Für diejenigen, die ohnehin eine enge Verbindung zur Natur und Tierwelt haben, lohnt sich vielleicht ein Blick in die Tier- oder Landschaftsfotografie, um das eigene Repertoir zu erweitern. Auch ein schöner Sternenhimmel kann für gut isolierte Stimmung sorgen. Alternativ kann man auch die Hunde im lokalen Tierheim fotografieren oder die bunten Herbstwälder aufs Korn nehmen. In manchen soll es ja sogar wieder Wölfe geben, was natürlich den Abenteuerfaktor um einiges erhöht. Im Allgemeinen ist die Tierfotografie ein gutes Betätigungsfeld für Fotografen, die Bewegung wollen. Hier gibt es auch mit der Drohnen- oder Makrofotografie die spannende Möglichkeit, visuell in eine andere Welt einzutauchen und ansehnliche Motive einzufangen, ohne dafür weit fahren zu müssen. Der Geheimtipp unter den Landschaftsfotografen ist das Zelt oder im Winter besser Wohnmobil, um gleich am Ort des Geschehens aufzuwachen und das schönste Licht zu bekommen.

Bilddatenbanken bereichern

Im Winter werden viele vermutlich nur digital verreisen. Das gibt auch den Fotografen die Gelegenheit, die eigenen Bildbestände zu sortieren und Motive zu finden, die sich für Bilddatenbanken anbieten könnten. Zwar sind die Umsätze für Fotografen in der Stockfotografie in den letzten Jahren gesunken, doch ist es immer noch eine lukrative Option für lange Winternächte. Relativ einfach ist das Anbieten über Adobe Stock. Man bekommt auch schnell einen Eindruck, welche Art von Motiven häufig gesucht und verkauft werden und was man jetzt auch selbst produzieren könnte.

Google erlaubt es neuerdings auch, lizensierbare Bilder in der Bildersuche mit dem Badge »licensable« hervorzuheben. Das soll den Lizenzerwerb vereinfachen und den Fotografen helfen, ihre gut indizierten und mit Metadaten beschriebenen Bilder direkt zu vermarkten.

Vermittlung von Wissen

Genau wie die Fotografen sitzen wahrscheinlich auch viele andere Freiberufler oder Selbstständige in ihrem Büro und überlegen sich gerade, wie sie ihre Leistungen bestmöglich über das Internet anbieten können. Das sind zumeist Coaches, Unternehmensberater, Personal Trainer oder auch einfach Akademiker, die jetzt Hilfe brauchen, um ihrem Streaming-Business die nötigen Grundlagen und Feinschliff zu geben. Auch hier ergeben sich spannende Möglichkeiten für Fotografen, ihr Wissen und das erworbene Know-how einzubringen. Es geht meist um grundlegende Themen wie Lichtsetzung, Positionierung, Kameraführung und Hintergrundgestaltung. Auch das Zusammenspiel aus Kamera und Software ist ein gängiges Thema, bei dem auch ein technisch versierter Dienstleister hinzugezogen wird.

Warum nicht Video?

Viele der Kameras bieten von Haus aus auch die Möglichkeit, Videos aufzuzeichnen. Das Dauerlicht ist auch oft schon im Studio und ein gutes Mikro wird wahrscheinlich auch zu finden sein. Selbst die Kunden, die potenziell an Videos interessiert wären, sind schon im Kontaktverzeichnis. Und viele freuen sich bestimmt über das Paket aus Porträt und kurzem Introvideo für ihre Webseite oder Social-Media-Kanal. Das Stichwort lautet digitale Inhalte – alles, was läuft, springt, sich bewegt und die Runde macht. Und wer mit Videoschnitt gar nicht warm wird, kann darauf vertrauen, dass es auch Videoeditoren mit Lust auf Jobs gibt.

Der Karrierewechsel

Manche Fotografen scheuen keine harten Schnitte und richten ihren kompletten Fokus auf ein neues oder zumindest benachbartes Feld aus. Denn neben der Fotografie gibt es noch weitere Bereiche, in denen Fachwissen, Empathie und Erfahrung zählen. Wie wäre es zum Beispiel als Coach, Berater oder gleich als Gründer eines Start-Ups? Die Zukunft wird sich so oder so digital gestalten. Warum sollten wir uns also nicht mit Designern, Programmierern oder auch Philosophen zusammentun und neue Möglichkeiten suchen, unsere Sinne zu entzücken und dort zu helfen, wo wir einen Unterschied machen können?

Fazit

Die Fotografie ist ein Werkzeug. Man kann damit Geschichten erzählen, Momente festhalten, Andenken erschaffen, Emotionen erwecken und Bildwelten kreieren. Doch das bloße Fotografieren kann nicht das Ziel sein, sondern ist vielmehr ein Weg.

Es ist ein Puzzleteil in einem großen Bild. Daneben gibt es noch weitere Elemente, aus denen man etwas Spannendes formen kann. Die Kombination von persönlichen Geschichten, Fähigkeiten, Veranlagungen und ja, auch der gezielten Umsetzung, macht oft den entscheidenden Unterschied bei der eigenen Produktfindung und Positionierung – auch in schwierigen Zeiten, wenn die Teile wieder ordentlich durcheinander gewürfelt wurden.

Dazu kann man sich selbst einmal mit einer guten Flasche Wein fragen: »Was ist mein Thema? Wer meine Zielgruppe? Was kann ich Sinnvolles beitragen?«

Denn, wenn wir die Vielzahl von Möglichkeiten und auch Akteure erkennen, die jetzt nach wie vor gutes Bildmaterial benötigen – weil auch sie ihr Geschäft zunehmend digitalisieren – ergeben sich daraus Gelegenheiten, die wir für unsere neue Realität nutzen können. Vorausgesetzt, wir sind bereit, uns anzupassen, zu experimentieren und in uns zu investieren.

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