von Sascha Erni
Capture One 9: Evolution statt Revolution
von Sascha Erni
Capture One 9: Evolution statt Revolution
Heute hat Phase One die neuste Version ihrer Fotosoftware vorgestellt: Capture One 9 steht ab sofort zum Download bereit. Lohnt sich das Upgrade für Nutzer der Vorgängerversionen? Die wichtigsten Neuerungen im Überblick.
Capture One Pro ist vor allem als »reiner« Raw-Entwickler für die Studiofotografie bekannt. Seit Version 7 jedoch mausert sich die Software allmählich zu einer All-in-one Bildbearbeitung inklusive Verwaltungsfunktionen: Neben dem altbekannten Sitzungs-Modus kamen Kataloge hinzu, die Möglichkeiten für lokale Anpassungen wurden kontinuierlich ausgebaut, seit Version 8 stehen auch Klon- und Reparaturebenen zur Verfügung. Die neue Version 9 – erhältlich wie zuvor als »Pro«, »Express for Sony« und »Pro for Sony« – geht diesen Weg konsequent weiter: »Evolution statt Revolution«, wie die Entwickler es nennen.
Schlüsselwörter und Schlüsselwort-Bibliotheken
Die wichtigste Neuerung gegenüber Version 8: Der Umgang mit Schlüsselwörtern wurde komplett überarbeitet. Capture One 9 verwendet für die Darstellung von Schlüsselwörtern Ansätze, wie man sie von Online-Galerien wie flickr und 500px kennt. Statt in einer Liste werden die Begriffe in »Blasen« dargestellt, können herumgeschoben, sortiert, neu hinzugefügt und mit einem Klick aufs X einzeln gelöscht werden – endlich auch für mehrere markierte Bilder auf einen Rutsch.
Für die eigentliche Verwaltung der (hierarchischen) Schlüsselwörter stellt Ihnen Capture One 9 neu Schlüsselwort-Bibliotheken zur Verfügung. Sowohl Katalog als auch Sitzungen sammeln bereits vergebene Begriffe in einer eigenen Bibliothek, Sie können aber weitere Bibliotheken anlegen, um Ordnung in Ihre Schlagwörter zu bekommen. Sammeln Sie zum Beispiel Fahrzeugtypen (Fahrrad, Motorfahrrad, Motorrad, Personenwagen, Reisebus etc.), und Sie stellen so sicher, immer denselben passenden Begriff zu verwenden – statt für einen Teil Ihrer Bilder »Motorfahrrad« und bei anderen Bildern »Mofa« zu setzen.
Capture One 9 kann vorgefertigte Schlüsselwortlisten (so genannte »Vokabulare«) importieren oder aus anderen Capture-One-Installationen und Bilddatenbanken wie Media Pro übernehmen.
Die Änderungen im Bereich der Verschlagwortung sind tiefgreifend. Ich werde sie entsprechend in einem späteren Artikel hier auf Fotoespresso besprechen.
Airbrush, Farbeditor und lokale Anpassungen
Die Arbeit mit lokalen Ebenen wird mit Capture One 9 aufgefrischt. Am auffälligsten ist der neue Airbrush-Pinsel: Mit dem Flow-Regler (»Fließen«) geben Sie vor, wie dick der virtuelle Auftrag aus der Airbrush-Pistole ausfallen soll. Der Airbrush-Pinsel ermöglicht so eine feiner abgestufte Maskierung von Bildpartien als zuvor.
Pinselstriche können einfach verbunden werden (»Link«), und das Ziehen gerader Linien wird mit Version 9 ebenfalls erleichtert. Neu steht Ihnen in den lokalen Anpassungen auch das Kurven-Werkzeug zur Verfügung – und mit dem überarbeiteten Farbeditor können Sie ausgewählte Farbbereiche direkt als neue Anpassungsebene öffnen und mit den gewohnten Werkzeugen weiter bearbeiten.
Den erweiterten Möglichkeiten für die Arbeit mit Anpassungsebenen in Capture One Pro 9 werde ich ebenfalls in einen gesonderten Beitrag widmen.
Umgang mit DNG
Ein großer Kritikpunkt – nicht nur in meinem Buch – war der Umgang mit konvertierten DNG-Dateien. Capture One 6-8 verwendeten für solche Bilder ausschließlich das Kameraprofil »DNG Neutral«. DNG-Dateien wurden nur dann korrekt unterstützt, wenn es sich dabei um das native Dateiformat der jeweiligen Kamera handelte (z.B. Bilder aus einer Leica M).
Mit Capture One 9 ist ein erster Schritt für eine bessere DNG-Unterstützung getan: Falls Sie beim Konvertieren ins DNG-Format die Original-Raw-Datei einbetten, kann Capture One auch die korrekten Farbprofile für die Arbeit an Ihren Bildern verwenden. Konvertierte DNG-Dateien ohne eingebettetes Original bleiben allerdings weiterhin außen vor. Aber immerhin, es ist ein Anfang, und dürfte einige Umsteiger von Lightroom freuen.
Weitere Verbesserungen
Die Kontrastfunktionen, besonders der altbekannte Kontrastregler, wurden überarbeitet und liefern nun deutlich sauberere Ergebnisse. Viele Fotografen können jetzt wohl auf Gefummel am Kurven-Werkzeug verzichten, um die gewünschten Kontrastanpassungen vorzunehmen.
A propos Kurven-Werkzeug: das bietet neu die Option »Luma« an, das eine Anpassung der Tonwerte ohne Veränderung der Farbsättigung ermöglicht. Das Werkzeug arbeitete während der Beta-Phase ausgesprochen gut mit dem neuen Kontrastregler zusammen – die grobe Vorkorrektur erledigte ich mit dem Kontrastregler des Belichtungswerkzeugs (»Das Bild ist zu flau!«), feinere Anpassungen im Anschluss mit der Luma-Kurve (»… aber in den Mitten muss ich den Kontrast nun doch etwas ausgleichen«.)
Capture One 9 verwendet bei der verkleinerten Ausgabe von JPEG/TIFF-Abzügen neue Algorithmen – der Code in Capture One 8 stammte noch aus Version 6. Das Ergebnis sind schärfere, klarere Bilder als zuvor, insbesondere Filmkorn wird besser skaliert und wirkt nicht mehr so fleckig. Damit erübrigt sich für »schnelle« Abzüge z.B. für Facebook oder Blogs der Umweg über ein gesondertes Bildbearbeitungsprogramm.
Den Rest der Neuerungen machen dann wirklich nur noch Details aus – während des verkabelten Fotografierens (»Tethering«) erscheint nun der Akkustand der angeschlossenen Kamera in der Werkzeugleiste, Sie können Bilder direkt aus einem Katalog als EIP exportieren, Geschwindigkeit und Stabilität wurden verbessert, einige ärgerliche Bugs ausgemerzt und die Lokalisierungen (etwas) sinnvoller gestaltet.
Fazit, oder: Für wen lohnt sich das Upgrade?
Denjenigen Kunden, die aufs Abomodell statt auf die Einzellizenz gesetzt haben, stellt sich die Upgrade-Frage nicht: sie erhalten Capture One 9 als Teil des laufenden Abonnements. Aber wie sieht es für Voll-Lizenz-Nutzer aus?
Als Teil des Betateams verwende ich Capture One Pro 9 nun seit einigen Wochen produktiv, nicht nur für die Fehlersuche so nebenbei. Die Neuerungen und Anpassungen sind auch für Menschen, die schon länger mit Capture One arbeiten, sinnvoll und nützlich, mehr als nur nette Oberflächenpolitur.
Wer seine Bilder in Capture One verwalten will – also statt Sitzungen auch häufig oder gar ausschließlich Kataloge nutzt – sollte auf alle Fälle zugreifen. Insbesondere das Verschlagworten ist jetzt endlich mehr als bloß brauchbar, sondern wirklich überzeugend. Ein großer Fortschritt gegenüber Capture One 8 und kein Vergleich zu Version 7.
Wer Wert auf einen straffen, einfacheren Arbeitsablauf legt, sollte sich Version 9 ebenfalls genauer anschauen: Mit den neuen Kontrast-Algorithmen lässt sich je nach Aufgabengebiet und Motivauswahl sehr viel Zeit sparen, und die erweiterten Maskierungs-Optionen für lokale Anpassungen machen den Umweg über Photoshop und Konsorten noch seltener nötig, als es bereits zuvor der Fall war.
Auf wen die genannten Punkte nicht zutreffen, der kann sich etwas mehr Zeit mit der Entscheidungsfindung lassen. Capture One 9 ist, wie bereits Version 8, im »Rolling Release Model« konzipiert – egal, ob es sich um die Pro oder die »for Sony« Varianten handelt; weitere Funktionen, Verbesserungen und Neuerungen werden zur Lebenszeit der Version 9.x eingeführt. Falls Ihnen Version 9.0 noch zu wenig Neues bietet, könnte das bei einer 9.1 oder 9.2 schon ganz anders aussehen.
So oder so gilt – machen Sie vor einem Testlauf oder dem Kauf ein Backup ihrer alten Installation, insbesondere ihrer Sitzungen und Kataloge. Capture One 9 verwendet eine angepasste Datenbankstruktur, die Bibliotheken müssen also aktualisiert werden. Außerdem bedeuten die neuen Kontrast-Algorithmen auch »neue Render-Engine«. Sie können nach dem Konvertieren Kataloge oder getätigte Einstellungen nicht mehr ohne Weiteres mit Capture One 7 oder 8 öffnen.
Wenn Sie beruflich auf eine funktionierende Capture-One-Installation angewiesen sind, testen Sie Version 9 mit Vorteil auf einem eigenen Rechner oder warten noch ein, zwei Punkt-Versionen ab. Nur, weil ich keine Probleme in meinem Berufsalltag hatte, heißt das noch lange nicht, dass das auch auf Sie zutreffen muss.
Betreffend Upgrades: diese preisgünstigeren Lizenzen stehen nur noch Nutzern der Versionen 7 und 8 zur Verfügung. Wer die letzten vier Jahre das Aufrüsten scheute, benötigt nun einen Neukauf. Wenn Sie Capture One 8 nach dem 30. Oktober 2015 gekauft haben, erhalten Sie kostenlos einen neuen Lizenzschlüssel für Version 9.
Ansonsten gilt: Upgrade € 99 (Sony-Version: € 49), Vollversion € 279, jeweils zuzüglich MwSt.. Diese personenbezogenen Lizenzen dürfen neu auf drei statt zwei Rechnern installiert werden. Das Jahres-Abo bleibt bei € 12 / Monat für zwei Installationen. Und sobald die Lizenzrechner sich erholt haben, sollte der Promocode AMBERNI auch wieder funktionieren und 10% Nachlass auf den Kaufpreis bescheren. Frohe Adventstage!
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Hallo Sascha, vielen Dank für diesen ersten Bericht über CO9. Ich freue mich jeweils, etwas in deutsch dazu zu lesen und bin sehr gespannt auf Deine weiteren Erfaheungen. Ergänzen möchte ich noch, dass die Sony-Version als Update nur 50 Euro kostet. Ich bin sehr angetan von CO9.
Beste Grüße
Erika
Guter Input mit der Sony-Version. Danke! Werde ich oben gleich nachtragen. 🙂
Hallo Sascha!
Vielen Dank für Deinen Bericht. Gerade jetzt bin ich mit dem Lesen Deines Buches zu C1 Pro 8 fast fertig…
Wann dürfen wir uns auf ein Werk von Dir über C1 9 freuen?
LG Oliver
Moin Oliver,
da ist bisher nichts geplant – aber die Unterschiede zwischen V8 und V9 sind »klein genug«, dass die folgenden zwei Blog-Artikel zu Schlüsselwörtern und lokalen Anpassungen als Ergänzung zum Buch funktionieren dürften. Man muss sich dann meine Wutausbrüche über Metadaten im Original-Buch einfach wegdenken. 😉
Die englische Fassung des Buches ist bereits auf Stand V9 aktualisiert (weil es vergleichsweise wenig anzupassen gab) und sollte in ein paar Wochen lieferbar sein.
Moin Sascha!
Vielen Dank für Deine Auskunft!
LG Oliver
Hallo Sascha!
Vielen Dank für deinen Bericht über Capture One Pro 9.
Habe mit Begeisterung dein Buch zu Capture One Pro 8 gelesen. Es war in vielen Dingen sehr hilfreich.
Ich persönlich werde mal abwarten was in 9.1 oder 9.2 noch an Neuerungen dazukommt.
Wünsche dir noch einen schönen Tag.
Gruss Michael
Hallo Sascha,
weißt Du ob der Stichwortkatalog UltraTAG+Pro V4.0 von Coolcolours mit Capture One Pro 9 jetzt kompatibel ist?
Dein Buch Capture One Pro 8 ist super und hat mich veranlasst Capture One Pro 8 zu kaufen.
Viele Grüße
Michael
Moin Michael,
freut mich, wenn das Buch gefällt! (Gilt natürlich auch für den anderen Michael ;).)
Die UltraTAG-Stichwortkataloge lassen sich in Capture One 9 importieren: Aktions-Menü des Werkzeugs »Schlüsselwortbibliothek«, dort »Importieren … aus Textdatei«. Man muss die Kataloge allerdings kurz vor-formatieren, damit die –, die der Katalog fürs Abgrenzen einzelner (englischer) Schlüsselwörter verwendet, nicht auch in C1 landen (in einem Texteditor kurz die Striche entfernen). Der Katalog erscheint nach dem Import in C1 9 als eigene Schlüsselwort-Bibliothek.
Ob der Katalog gleich (gut) funktioniert wie z.B. unter Lightroom habe ich noch nicht ausprobiert und dürfte auch eine individuelle Sache sein – ich persönlich mag zum Beispiel hierarchische Schlüsselwörter nicht sonderlich ausstehen, da würden mich die ganzen Überbegriffe, die dann C1 auch bei der Auswahl des Schlüsselworts einfügt (sind z.T. doch recht tief verschachtelt), nur kirre machen. 😉
Nachtrag: ein Screenshot des Lte-Schlüsselwortkatalogs in C1 V9 findet sich hier:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/2968061/Screen%20Shot%202015-12-05%20at%204.19.20%20PM.PNG
Danke Sascha ….
… zuerst mal für dein in jeder Beziehung hervorragendes Buch (erst kürzlich in Bern gekauft), das mir den Einstieg in Capture One überhaupt ermöglicht hat – ich weiss nicht wieviel Zeit ich sonst hätte aufwenden müssen, um dieses komplexe, aber nicht komplizierte Programm produktiv nutzen zu können.
Ich strebe Capture One 9 als all-in-one- Lösung für meinen ganzen Workflow an – was nun dank der Aufwertung der Beschlagwortungs-Funktion und einiger anderer Verbesserungen wirklich gelingen könnte. Bisher habe ich dazu vier Programme bemüht: DxO Optics Pro (RAW-Entwicklung), Lightroom mit Plugins wie das Filmpack von DxO (Optimierung der Bilder, generell und durch lokale Anpassungen), Photoshop (grössere Retuschen) sowie Foto Station (Beschlagwortung, Verwaltung der Bilder). Das ist mir nun zu aufwändig geworden, und vor allem habe ich dabei die Verbindung zu den ursprünglichen RAW-Dateien verloren …
Ich bin von Capture One sehr angetan, um nicht zu sagen begeistert, besonders im Vergleich zu der bisher verwendeten Software. Vor allem interessiert mich die Möglichkeit, Bildbereiche hurtig über ihre Farbe maskieren und anschliessend diese Bereich beliebig anpassen zu können – ein Tutorial deinerseits dazu würde ich freudig begrüssen, denn noch habe ich diese Funktion nicht im Griff, es fehlt mir die Erfahrung.
Viele Grüsse,
Markus
Guten Morgen Markus,
freut mich, wenn das Buch nützlich ist! 🙂
Die Sache mit dem nach-Farbumfang-maskieren ist Teil des nächsten Artikels zu den Neuerungen bei lokalen Anpassungen. Wenn alles klappt, sollte er bald online sein. Schon jetzt kann ich sagen: die Funktionalität ist SEHR neu (hätte es fast nicht in den v9.0-Release geschafft), sie ist also auch noch ein bisserl störrisch. Das wird mit den nächsten Punkt-Versionen sehr viel verlässlicher funktionieren.
Der Farbeditor selbst wurde praktisch nur optisch angepasst bzw. gemäß der UI der anderen Werkzeuge aktualisiert. Entsprechend »passen« da auch alle bisherigen Tutorials für v8 und v7 wie z.B. das hier: https://www.youtube.com/watch?v=RwBOGxtfPqk
Danke für den Hinweis auf das hilfreiche Tutorial, Sascha!
Ja, das farbbasierte Markieren in einer eigenen Maske funktioniert irgendwie nicht immer nach Plan – habe gerade wieder damit herumgespielt und konnte plötzlich die Maske nicht mehr entfernen …
Grüsse,
Markus
Könnte man mit dem neuen Color-Maskentool auch indirekt eine Helligkeitsmaske erzeugen (z.B. durch Entsättigen)?
Wolfram
Nein, das Werkzeug greift auf die Farbwerte vor allen anderen Farbanpassungen wie z.B. Sättigung (bzw. Entsättigung) zurück. Auch, damit sich die Maske nicht plötzlich verändert, nur, weil man auf der Basis-Ebene nachträglich z.B. am Kontrast rumgeschraubt hat.
Aber der Input mit der Luminanzmaske ist gut. Lokale Anpassungen sind ein großer Punkt für die »Rolling Releases« von Version 9, ich platzier das mal. Spontan fällt mir keine einfache Möglichkeit ein, nach Helligkeit zu maskieren.
Vielen Dank für die Antwort. Vielleicht kommt ja da in Zukunft wirklich noch was.
Viele Grüße
Wolfram
Wie verhalten sich die EIP-Dateien eigentlich beim Versionswechsel? In den werden doch Preview, Einstellungsdaten und Schlagwörter mutgespeichert. Wenn das aktualisiert werden muss, erzeugt P1 eine neue EIP-Datei oder wird in der EIP-Datei alles aktualisiert? Oder macht das bei den Canon-RAWs gar keinen Sinn EIP zu verwenden?
VG Thomas.
Die Entwicklungseinstellungen und Vorschaubilder werden nur dann aktualisiert, wenn man das auch will–indem man die „Engine“ im Kamera-Werkzeug auf die neue Version umschaltet. Schlagwörter etc. sind per se nicht so ein Problem: Mit den Neuerungen von C1v9 wird ja nur die Verwaltung der Schlüsselwörter modernisiert, und das in Sitzung und Katalog, aber nicht auf Ebene „individuelle Bilddatei“. Wenn Du Kataloge verwendest, geschieht die Verwaltung in erster Linie auch im Katalog.
Hallo Sascha
ich bin ein anspruchsvoller Amateur-Fotograf und arbeite seit Jahren auf einem MAC mit Aperture. Seitdem Aperture nicht mehr unterstützt wird, habe ich den Entscheid zum Wechsel auf eine andere Profi-Plattform immer wieder herausgeschoben. Der Zeitpunkt zum Wechsel ist nun gekommen und ich evaluiere derzeit zwischen Capture ONE 9 und Lightroom 6.
Ich gehe davon aus, dass Du eventuell beide Plattformen im Detail kennst und hoffe, dass Du mir den Entscheid durch Deine Erfahrung etwas erleichtern kannst.
Ich danke Dir für Deine kurze Rückantwort.
Werner
Lightroom ist für mich bereits gestorben, nachdem Adobe bereits 2x mit Updates der Abo-Version Datensätze gelöscht, bzw. beschädigt hat. Nachzulesen in verschiedeneren Medien.
Kurz genug?. Thomas.
Moin Werner,
die Entscheidung, ob Capture One oder Lightroom, hängt stark von der gewohnten Arbeitsweise, den verwendeten Kameras und den Ansprüchen (an Bildqualität, Bedienung und Funktionen) ab. Gefühlt sind in meinem Kollegenkreis Aperture-Nutzer häufiger auf C1 umgestiegen als zu LR, was wohl vorwiegend an der Bedienung liegt – vielen waren die Module von Lightroom immer ein Dorn im Auge, sie arbeiten lieber mit einer selbst-zusammengestellten Benutzeroberfläche oder mit schwebenden Paletten.
Bei C1 läuft die Entwicklung »langsamer« als bei Lightroom. Adobes LR-Team ist größer als die komplette Firma Phase One, incl. Hardwareentwicklung, Marketing und Support. Das heißt auch, dass z.B. neue Kameras in der Regel schneller unterstützt werden oder Lightroom sich auf zusätzliche Funktionen wie z.B. Panorama- oder HDR-Stitching konzentrieren kann. Neue Canon kommt raus? Lightroom unterstützt sie 1-2 Tage später beim nächsten Update. Bei Capture One kann es schon einige Wochen bis Monate dauern, bis die Kamera komplett unterstützt wird. Rüstest Du also oft auf, wirst Du mit Lightroom glücklicher werden.
… dafür ist gerade ein Kollege von Lightroom zu Capture One gewechselt, weil Tethering seiner Nikons im Testlauf stabiler und schneller lief. Er kam bei der Arbeit flotter zum gewünschten Resultat, und Zeit ist Geld.
Kurz: Vergleiche die Demo-Versionen von C1 und LR sowie die Funktions-Übersichten. Fehlt in C1 eine Funktion, die Du unbedingt haben möchtest (eben z.B. Panorama-Stitching), dann hoffe nicht, dass sie die nächsten Monate in C1 auch eingebaut sein wird.
Falls Du Englisch sprichst: Mein US-Verlag hat einen kostenlosen Guide / eBook herausgegeben, der sich auf Umsteiger von Aperture (und Lightroom) konzentriert:
http://www.rockynook.com/making-the-move-to-capture-one-pro/
Zusammen mit der Demo-Version solltest Du in ein paar Tagen merken, ob Dir C1 »liegt« oder nicht. Ordentliche bis gute Ergebnisse liefert heute jeder RAW-Konverter, wichtiger ist, dass man mit der Software klar kommt (oder eben nicht).
Persönlich bin ich anno duzumal von Lightroom zu Capture One gewechselt. Meine Gründe waren die frei definierbare Arbeitsoberfläche sowie die besseren Bildresultate mit meinen bevorzugten Kameras. But: your mileage may vary.
Mit besten Grüßen aus dem Toggenburg,
-Sascha
Hallo Sascha,
auch ich bin ein potentieller Aperture > C1 Umsteiger und beschäftige mich gerade mit mir wichtigen Unterschieden, vor allem Defiziten im Workflow von C1. Dein Buch ist mir eine große Hilfe und hat schon manche Klippe beseitigt. Von Einzelfunktionen abgesehen beschäftigen mich gerade diese Punkte.
1. ABGELEHNTE BILDER
Dein Workaround ist schon mal eine sehr gute Idee. Nun braucht es noch die Möglichkeit, die beschriebene Filterfunktion als GLOBALEN Filter anzulegen. Das ist ja gerade die geniale Implementation bei AP, dass der Filter immer und überall im Hintergrund mitgeführt wird, es sei denn er wird durch „Alle anzeigen“ ausgeschaltet. In C1 muss ich den Filter bei jedem Wechsel in meinen Sammlungen zusätzlich aktivieren. Auch eine temporäre zusätzliche Filterung wird umständlich.
Siehst Du eine von mir noch unentdeckte Möglichkeit, Globale Filter zu programmieren?
2. PROJEKTE
Die bei C1 verwendete Funktionalität der PROJEKTE erscheint mir nicht zu Ende gedacht. Während in AP das Projekt die „Heimar“ eines Fotos darstellt, aus dem es nur durch bewusstes Löschen entfernt werden kann, verschwindet ein Bild im C1-Projekt durch Löschen aus den untergeordneten Alben vollständig ohne Warnung; es ist dann nur noch ohne weitere Zuordnung in der Katalogsammlung „Alle Bilder“ zu finden. Das ist irgendwie recht intransparent. Habe ich etwas übersehen?
3. WEITERENTWICKLUNG – IDEEN
Wenn ich das richtig verstanden habe,bist Du Betagtester – hast Du mit Tipps Einfluss auf die Entwicklung?
>> MEHRFACHAUSWAHL: Es wäre praktisch, mehrere Alben gleichzeitig auswählen zu können mit Auswirkung auf den im Browser dargestellten Inhalt.
Danke im voraus für Deine Antwort und Gruß
vom Holger
Moin Holger,
merci für Deine Vorschläge! Denn auch Punkte 1) und 2) sind Dinge, die als »Vorschlag« bei Phase One rein müssen – aktuell funktioniert es so, wie von Dir geschildert. Mich persönlich stört insbesondere das »Projekte«-System. Es hatte ewig gedauert, bis ich es verstanden habe, und mir gefällt der Ansatz immer noch nicht so recht. Da spielt auch Punkt 3) mit der Mehrfachauswahl mit rein.
Ich werde das entsprechend wann irgendwie möglich beim Produktmanagement einbringen. Ich kann nichts versprechen, aber ich weiß, dass Du nicht der Einzige bist, der sich an diesen Dingen stört. Ist auch im Betateam immer wieder Thema.
Mit besten Grüßen aus dem Toggenburg,
-Sascha
hallo Sascha, habe mir letztens Capture one 9 zugelegt. komme vom PS cs6.
sehe ich das richtig:
a) dass ich Entwicklungen an einem Bild nicht so abspeichern kann, dass sie nicht mehr verändert werden können? ich meine nicht exportieren!!
mir geht es darum : nach einer Veränderung einen Vergleich zu einer früheren Version zu haben.
b) eine Möglichkeit ein Protokoll abzuspeichern gibt es nicht?
im voraus vielen Dank für die Antwort
cu lothar
Moin Lothar,
a) Um einen Vergleich zu einer früheren Version zu bekommen, muss man bei Capture One »händisch« arbeiten – und nach dem gewünschten jeweiligen Zwischenschritt, z.B. VOR einer Schwarzweiß-Konvertierung oder größeren Arbeiten mit den Kurven, einen Klon erstellen (Rechtsklick im Browser -> Clone Variant). Stell es Dir ein wenig so vor wie die »Snapshots« in Lightroom / ACR. Sie erscheinen dann zwar als eigene »Fotos« im Browser, aber nur die Preview- und Vorschaubilder nehmen Platz auf der Platte weg. Um ein Bild nachträglich mit der nichtbearbeiteten Version zu vergleichen, kannst Du über »New Variant« z.B. mit Rechtsklick im Browser eine Variante vor jeglicher Bearbeitung erstellen. (Bzw. nur mit den Werten, die die Werkzeugvoreinstellungen vorgeben.)
b) Ein Protokoll der Bearbeitungsschritte ist z.Z. nicht in Capture One einsehbar. Das ist ein Wunsch, der häufig genannt wird; ich kann mir gut vorstellen, dass Phase One an dieser Stelle nachbessern wird. Frage ist, wann und wie. Sinnvoll wäre es im Rahmen einer kompletten Überarbeitung zumindest des Browsers bzw. der Möglichkeiten unter Punkt a) sowie die Compare-Funktionalitäten. Für eine sinnvolle Umsetzung müsste aber wohl auch die Rezepteverwaltung angepasst werden (um aus dem Protokoll direkt Voreinstellungen und Stile sichern oder anwenden zu können). Also wohl eher eine größere Sache, damit es mehr als nur eine »me too!«-Funktion wird.
Ob so etwas für die Lebensspanne von Capture One Version 9 aufm Zettel steht weiß ich leider nicht.
Mit besten Grüßen aus dem Toggenburg,
-Sascha
vielen Dank für die ausführliche und schnelle Antwort . leider kommt noch eine Frage :
wenn im Werkzeugregister der Pinsel gewählt , unter Anpassungen eine neue Ebene angelegt, eine Maske erstellt wurde, kann dann diese Maske mit einer anderen Farbe versehen werden? eventuell mit dem Farbeditor?
gibt es irgendwo gute LernDVD’s?
cu lothar
Kein Problem, habe gerade etwas Zeit. 🙂
Ja, der Farbeditor lässt sich als lokale Anpassung verwenden bzw. nur auf den maskierten Bereich. Wenn Du also z.B. ein Bild mit viel »Blau« hast, aber das blaue Kleid eines Models anders einfärben möchtest, kannst Du das Kleid grob maskieren und die anderen Blau-Bereiche im Bild werden nicht von Deinen Anpassungen berührt. Die Maske lässt sich auch kopieren, dann musst Du z.B. bei Serienaufnahmen mit Stativ das Maskieren nur 1x vornehmen und kannst die Farbanpassung gleich auf alle Serienbilder anwenden.
Bei meiner Arbeit im Reportagebereich verwende ich in Sachen »lokale Anpassungen« aber das selektive Entrauschen / Schärfen häufiger. Bildbereiche, die viele Details benötigen, maskieren, Maske intervtieren, und dann auf der invertierten Maske Rauschreduktion hoch und Schärfe runter – statt das gesamte Bild incl. der relevanten Bereiche entweder zu stark oder zu schwach zu entrauschen.
In Sachen Videos / DVD scheint es z.Z. auf Deutsch nur das Video-Training von Mario Dirks (»Capture One Pro 9: Das Praxis-Training für Fotografen«, Rheinwerk) zu geben. Sind ca. 8h Material, aber ich habe es selbst (noch) nicht angesehen, kann also zur Qualität nichts sagen.
Mit besten Grüßen,
-Sascha