von Corinna Gissemann
Vom Apfel zum Bratapfel (1): Foodfotografie mit einfachen Mitteln
von Corinna Gissemann
Vom Apfel zum Bratapfel (1): Foodfotografie mit einfachen Mitteln
Ja, es ist nicht zu übersehen, wir befinden uns mitten in der Weihnachtszeit. Die Zeit des Jahres, in der kein Backofen vor Plätzchen sicher ist und keine Wohnung vor dem Dekorationswahn von Mama, Frau oder Freundin. Ich glaube, in keiner anderen Zeit des Jahres wird so viel Süßes in den Backofen geschoben. Neben den Plätzchen hat sich auch der Bratapfel wieder einen Namen als weihnachtliches Dessert gemacht. Ob traditionell mit Nüssen und Rosinen oder ganz trendy einfach mit einem Dominostein gefüllt – lecker ist er auf jeden Fall. Und wer die eigene Bratapfelkreation mit anderen teilen möchte, wird sie in der Regel fotografieren wollen. Denn was man nicht schmecken kann, soll man wenigstens angucken können, oder?
Nur, wie geht das eigentlich mit der Foodfotografie? Wie kann ich einfach und mit wenig Mitteln meine Leckerei richtig schön in Szene setzen? Haben Sie Lust mich dabei einfach mal zu begleiten? Na dann los.
Die Bildidee ist schnell gefunden: ein lecker zubereiteter Bratapfel inmitten weihnachtlicher Deko, schön drapiert auf einem Teller mit Gabel und leckerer Vanillesoße. So stelle ich mir die Präsentation eines Bratapfels vor – Ihre Vorstellung kann davon natürlich abweichen. Wie sieht es aber mit der Stimmung aus?
Der Bildstil
In der Foodfotografie kann man grob zwei Richtungen unterscheiden: einmal den hellen, freundlichen, luftigen Bildstil, und einmal den rustikalen, dunklen, mystischen. Welcher Ihnen davon eher zusagt, hängt ganz von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Ich zeige Ihnen hier, zur besseren Veranschaulichung, zwei unterschiedliche Versionen. Welche davon gefällt Ihnen besser? Ich entscheide mich für den dunkleren, rustikalen Bildstil, weil er für mich einfach besser zu Weihnachten passt.
Die Deko
Nun möchte ich Ihnen zeigen, wie ich bei einer solchen Aufnahme vorgehe. Zuallererst suche ich mir die passenden Hinter- und Untergründe zusammen, die ich nutzen möchte – ebenso die Props (Dekoelemente), die ich zur Umsetzung des Bildstiles benötige. In meinem Fall sind das dunkle, rustikale Dekoelemente und Holzuntergründe.
Danach positioniere ich alle Elemente grob so, wie ich es mir für das finale Bild vorstelle. Weil die Kamera die Dinge immer anders sieht als das menschliche Auge, beurteile ich die Anordnung entweder am Computerbildschirm oder am Kameradisplay. Dazu schließe ich meine Kamera per USB-Kabel an den Computer an und aktiviere in Lightroom das „Tethered Shooting“. So fotografiere ich direkt in Lightroom hinein. Oder ich nutze die Live-View-Funktion meiner Kamera, bei der ich das Bild auf dem Kameradisplay betrachten kann. Erst dann passe ich die Anordnung der Elemente des Motivs an.
Das Licht
Am liebsten arbeite ich mit natürlichem Tageslicht – der Blitz und ich, wir werden wohl nie richtige Freunde. Natürlich mache ich mir immer vorab Gedanken, von wo das Licht auf das Set fallen soll. Bei diesem Beispiel möchte ich mit Gegenlicht arbeiten, weil es für mich hier am harmonischsten wirkt. Wie unterschiedlicher Lichteinfall auf das Bild wirken kann, sehen Sie an den beiden anderen Beispielen. Einmal Seitenlicht von rechts, und einmal (bitte nicht nachmachen) Licht von vorn. Das schaut gruselig aus – verwenden Sie bitte bei Ihren Foodfotos niemals Frontallicht, weil es Ihre Motive einfach flach und langweilig aussehen lässt.
Nachdem ich also meine Props positioniert und den richtigen Lichteinfall gewählt habe, habe ich die Möglichkeit, bestimmte Stellen im Bild abzudunkeln oder aufzuhellen. Dafür verwende ich meist schwarze Bastelpappe oder Styroporplatten aus dem Baumarkt. Welchen Effekt Sie damit erzielen können, sehen Sie hier: einmal habe ich die rechte Seite mit einem Abschatter abgeschattet und einmal mit einem Aufheller aufgehellt. Da ich aber eine eher rustikale Stimmung haben möchte, entscheide ich mich für den Abschatter.
Was macht eigentlich die ganze Zeit dieser Apfel dort auf dem Teller? Das ist doch kein Bratapfel? Stimmt! Ich nutze zum Austesten des Lichts und zum Positionieren der Props einfach einen Dummy. Der Apfel ist Ersatz für mein richtiges Foodmodel, das bei dieser langwierigen Herumprobiererei schon ganz unansehnlich geworden wäre. Nutzen Sie diesen einfachen Trick, wenn Sie das nächste Mal ein Foodfoto machen wollen – so haben Sie keinen Zeitdruck, wenn mal etwas nicht gleich funktioniert. Sitzt das Licht und alles andere, dann können Sie den Dummy gegen Ihr richtiges Foodmodell austauschen.
Wie es mit dem Bratapfel weitergeht und welche Regel Ihnen bei der Anordnung aller Bildelemente hilft, zeige ich Ihnen im zweiten Teil dieses Beitrags. In der Zwischenzeit können Sie das bisher Gelernte an verschiedenen Sets und Lichtrichtungen ausprobieren – versuchen Sie sich auch an Aufhellern und Abschattern. Ich wünsche Ihnen dabei viel Spaß!
Hallo Corinna,
vielen Dank für dieses großartige Tutorial! Besonders die vergleichenden Fotos mit einer kurzen und knackigen Erläuterung sind besser als jedes Video oder lange Texte. Mich juckt es jetzt in den Fingern SOFORT selbst loszulegen. Dein Buch wartet auf die Weihnachtsferien… 🙂
Claudia
Hallo Claudia,
freut mich wenn Dir der Artikel gefallen hat. Ich hoffe, das Buch lässt bei Dir viele, schöne Food-Fotos entstehen.
Ich wünsche Dir eine schöne, besinnliche Weihnachtszeit :).
Corinna
Hallo Corinna,
habe mir dein Buch gekauft und schon fleißig inhaliert.
Muss sagen, dass ich seitdem durch die Geschäfte und Flohmärkte laufe, um coole Pops zu bekommen.
Wenn ich eine kleine Auswahl habe ( vor allem Unter- bzw Hintergründe, werde ich das Gelesene versuchen
umzusetzen.
Das Buch und deine Tutorials sind einfach einsame Spitze.
Liebe Grüße
Dirk
Hallo Dirk,
Du glaubst gar nicht wie mich das freut zu lesen. Toll wenn mein Buch dich inspiriert hat :). Und die Suche nach Props wird Dich noch eine ganze Weile begleiten, glaub mir, auch ich suche immernoch :D.
Ich wünsche Dir und deiner Familie eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit.
Corinna