Fotoausrüstung gebraucht kaufen: Grundsätzliches

21. September 2015
von Steffen Körber
2 Kommentare

Es gibt viele gute Gründe für den Neukauf der Fotoausrüstung, birgt der Gebrauchtkauf doch so manches Risiko. Dem gegenüber steht aber ein mitunter bedeutend niedrigerer Preis oder die Möglichkeit, alte Schätze wieder zu beleben. Kennt man die typische Fallstricke von Gebrauchtkäufen, kann man das Risiko sehr stark minimieren. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen daher einen Überblick darüber geben, was Sie beachten sollten, wenn Sie eine Fotoausrüstung gebraucht kaufen.

Was man beim Gebrauchtkauf grundsätzlich beachten sollte

1. Lohnt sich ein Gebrauchtkauf überhaupt?

Wenn Sie sich bereits auf eine bestimmte Kamera oder ein Objektiv festgelegt haben, sollten Sie überprüfen, ob der Gebrauchtpreis tatsächlich spürbar günstiger ist als der Neupreis. Gerade bei neu erschienenen Geräten, die noch nicht flächendeckend verfügbar sind (das kann durchaus mehrere Monate dauern) oder die nur selten gebraucht angeboten werden, liegen Gebrauchtpreise wegen der hohen Nachfrage nur geringfügig unter den Neupreisen. Hier lohnt es sich kaum, aus Budgetgründen auf ein gebrauchtes Gerät zurückzugreifen. Tendenziell gilt aber, dass der Gebrauchtpreis zunächst recht stark fällt, je länger das Produkt auf dem Markt ist. Irgendwann stabilisieren sich die Preise dann, bis ein Nachfolger in den Startlöchern steht. Der ideale Zeitpunkt des Gebrauchtkaufs variiert je nach Produktzyklus, lohnt sich aber oftmals nach ca. einem halben Jahr.

2. Den Zeitwert ermitteln

Sowohl Käufer als auch Verkäufer möchten ein gutes Geschäft machen. Im Idealfall einigt man sich auf einen realistischen und fairen Preis. Doch wie ermittelt man diesen? Anhaltspunkte geben z.B. kürzlich beendete Angebote bei Ebay, Marktplätze im Internet oder die recht gut gepflegte Gebrauchtpreisliste von fotoversicherung.com. Der tatsächliche Wert ist jedoch abhängig von weiteren Faktoren wie Zustand, Restgarantie und Lieferumfang.

3. Der Zustand

Grundsätzlich ist der Zustand ein maßgeblicher Faktor für den Preis. Für Kameras und Objektive, die fast nur in der Vitrine standen, wird üblicherweise mehr bezahlt als für die Ausrüstung eines Fotojournalisten, der man die Strapazen des täglichen Einsatzes ansieht. Wem es in erster Linie um die Funktionsfähigkeit und weniger um das Aussehen geht, kann hier also durchaus Geld sparen.

4. Lieferumfang

Zum herstellerseitigen Lieferumfang von Kameras und Objektiven gehören neben der Originalverpackung meist eine Anleitung, die Garantiekarte und weiteres Zubehör. Achten Sie darauf, dass der Lieferumfang möglichst vollständig ist. Ist das nicht der Fall, sollte sich das im Verkaufspreis widerspiegeln. Sofern die Garantie noch nicht abgelaufen ist, sollte bei einem Gebrauchtkauf aber zumindest die Garantiekarte (ebenso wie der Kaufbeleg) beiliegen, da Sie sonst keinen Anspruch auf werksseitige Garantie haben. Anleitungen bieten die meisten Hersteller auch zum Download an, daher ist die beiliegende gedruckte Version nicht wirklich erforderlich.

Kamera-Zubehör2

Angebote, bei denen Zubehör wie Akkus, Speicherkarten, Batteriegriff oder Fernauslöser beiliegen, sind meist besonders attraktiv. Der Einzelkauf des Zubehörs ist deutlich teurer als der Aufpreis, den der Verkäufer hierfür verlangen wird.

5. Verkaufsgrund

Eine gewisse Vorsicht ist beim Gebrauchtkauf durchaus geboten. Immerhin stellt sich die Frage, warum der Verkäufer seine Kameraausrüstung loswerden möchte. Es kommt sicherlich vor, dass Fotografen sich von fehlerhafter oder minderwertiger Ausrüstung trennen wollen. Viel häufiger jedoch geben Fotografen dem Drang nach immer neuer Technik nach, in der Hoffnung, dass die Fotos dadurch besser werden. Dadurch entsteht eine sehr hohe Fluktuation in der Fotoausrüstung. Prüfen Sie dennoch sorgfältig, ob die Ware fehlerhaft ist oder Beschädigungen aufweist.

6. Bekannte Probleme

Recherchieren Sie im Internet, ob es bekannte Probleme in Verbindung mit dem Produkt gibt, das Sie gerne kaufen wollen. Hin und wieder kommt es vor, dass Kameras oder Objektive werksseitig von Problemen betroffen sind, die – wenn überhaupt – erst nachträglich durch Reparaturen oder Firmware-Updates behoben werden. Sollte das Produkt davon betroffen sein, fragen Sie den Verkäufer, ob der Fehler bereits behoben wurde. Sicher sein können Sie nur, wenn Ihnen der Verkäufer entsprechende Nachweise vorlegen kann.

7. Einen Kaufvertrag abschließen

Gerade wenn Sie eine teure Fotoausrüstung gebraucht kaufen wollen, sollten Sie einen Kaufvertrag abschließen. Damit können Sie anschließend nachweisen, dass und von wem Sie die Ausrüstung erworben haben. Sofern eine Seriennummer vorhanden ist, sollte diese idealerweise auch im Kaufvertrag festgehalten werden.

8. Produktregistrierung prüfen

Ein weiteres Thema ist die Registrierung von Produkten. Um bestimmte Serviceleistungen zu erhalten, kann es notwendig sein, ein Produkt beim Hersteller zu registrieren. Einmal vorgenommen, kann man das Produkt aber in der Regel nicht noch einmal registrieren. Prüfen Sie, ob der Vorbesitzer das Produkt bereits registriert hat und weisen Sie ihn darauf hin, dass er die Registrierung nach dem Verkauf löschen soll, sofern dies möglich ist. In einigen Fällen kann es sein, dass eine erneute Registrierung nicht möglich ist. Unter Umständen haben Sie dann keinen Anspruch auf bestimmte Serviceleistungen (z.B. Garantieerweiterung).

Wo kann man Kameras und Objektive gebraucht kaufen?

Communities / Foren

Es gibt viele Adressen für den Gebrauchtkauf von Kameras, Objektiven und Zubehör. Das Internet bietet einen großen Fundus an Plattformen, über die man gebrauchte Kameraausrüstung anbieten und erwerben kann. Meistens handelt es sich dabei um Communities und Foren, in die ein Marktplatz eingebunden ist. Ein großer Vorteil von solchen Marktplätzen liegt in den transparenten und vergleichbaren Preisen. Über die Suchfunktion in Foren kann man relativ einfach ermitteln, wie hoch der Durchschnittspreis für das gewünschte Produkt ist. Durch die Vergleichbarkeit sind die Preise hier meist realistisch und fair.

Aber woher nimmt man die Sicherheit, wenn man gebrauchte Kameras oder Objektive im Internet kauft? Grundsätzlich ist es ratsam, Gebrauchtware persönlich in Augenschein zu nehmen, zu testen und dann erst zu kaufen. Findet sich jedoch kein Angebot in erreichbarer Distanz, dann besteht die einzige Möglichkeit des Gebrauchtkaufs über den Versandweg. Anders als reine Verkaufsplattformen bieten Foren und Communities keine Haftung bzw. keinen Schutz vor Betrug. Trotzdem wechseln über solche Plattformen täglich unzählige Kameras und Objektive den Besitzer – und meistens ohne Vorfälle.

Worauf sollte man beim Gebrauchtkauf achten? Schauen Sie sich das Profil des Verkäufers genau an. Ist er schon lange im Forum registriert, kauft und verkauft er öfter gebrauchte Fotoausrüstung? Dann sind das gute Indizien dafür, dass der Verkäufer seriös ist. Weitere gute Anzeichen sind Anmeldungen mit Klarnamen oder eine Webseite, die im Profil oder der Signatur erkennbar sind und aus der die Identität des Verkäufers ersichtlich ist. Ist all das nicht gegeben, sollten Sie zumindest mit dem Verkäufer telefonieren, um ein Gespür dafür zu entwickeln, wie seriös er ist. Lassen Sie sich außerdem einige Bilder von der Ware in hoher Auflösung per Mail zusenden. Schließlich bleibt beim Gebrauchtkauf über das Internet aber ein gewisses Risiko bestehen. Sie sollten daher Gegenstände nur erwerben, wenn Sie im Zweifelsfall den Verlust des Kaufpreises auch verschmerzen können.

Einige Internetadressen:

Zeitschriften

In den meisten Zeitschriften und Magazinen haben Leser die Möglichkeit, kostenlos oder gegen geringe Gebühr zu inserieren. Dementsprechend finden sich dort dann auch einige interessante Angebote für gebrauchte Fotoausrüstung. Anders als im Internet haben Sie hier aber kaum die Möglichkeit, den Verkäufer „zu überprüfen“. Hier gilt also noch mehr, was hinsichtlich der Risiken beim Gebrauchtkauf bereits gesagt wurde.

Händler

Händler sind in erster Linie bestrebt, Neuware an den Mann zu bringen. Beim Kauf von neuen Kameras und Objektiven bieten einige Händler auch die Möglichkeit, Altgeräte in Zahlung zu nehmen. Besonders bei langersehnten Neuerscheinungen nutzen viele Kunden dieses Angebot. Selbstverständlich muss der Händler die gebrauchte Ware dann auch wieder loswerden. Und im Gegensatz zu Privatpersonen ist er auch gewährleistungspflichtig. Das hat zur Folge, dass gebrauchte Objektive oder Kameras bei Händlern in der Regel sauber und in gutem Zustand sind und mehr oder weniger intensiv überprüft wurden. Dementsprechend sind sie auch voll funktionsfähig. Die einjährige Gewährleistung dieser Funktionsfähigkeit muss sich der Händler natürlich bezahlen lassen, daher ist gebrauchte Ware bei Händlern auch etwas teurer als ein Kauf von privat.

Kamerabörsen

Lohnenswert ist auch ein Besuch bei sogenannten Kamerabörsen. Hier findet man ein sehr breites Angebot an Kameras und Objektiven verschiedenen Alters und verschiedener Hersteller. Tendenziell sind aktuellere Kamera-Modelle hier Mangelware und die Preise eher hoch angesiedelt. Dafür kann man die Preise – wie auf dem Bazar – persönlich verhandeln und die Geräte vor Ort in Augenschein nehmen und testen. Wer gezielt ein bestimmtes Modell sucht, wird möglicherweise enttäuscht werden. Wer aber einfach nur stöbern und etwas Neues zum „spielen“ sucht, wird auf Kamerabörsen sicherlich fündig.

In Kürze erscheinen zwei weitere Artikel zum Thema, die beleuchten, worauf Sie speziell beim Kauf von gebrauchten Kameras (Teil 2) und Objektiven (Teil 3) achten sollten.

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2 Kommentare:
  1. Hi,

    ich habe schon des Öfteren gebrauchte Ausrüstungen gekauft und (bisher) keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich bin auch der Meinung, dass man sich einfach gut informieren sollte vorab und deshalb nicht nur dem Gesamtzustand der Kameras, sondern auch genau auf die Anzahl der Auslösungen achten sollte.

    Gruß,
    Tina

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