Fujifilm X-T20: Erster Eindruck und Beispielbilder

09. März 2017
von Steffen Körber
4 Kommentare

Fujifilm X-T20: Erster Eindruck und Beispielbilder

In den letzten Wochen und Monaten hat Fujifilm eine Reihe neuer Kameras angekündigt und auf den Markt gebracht. Großes Aufsehen erregte dabei die Fujifilm GFX. Denn als Mittelformatkamera kommt sie in einer vergleichsweise geringen Größe daher und richtet sich mit dem Preis von ca. 7.000 Euro an ein breiteres Publikum potenzieller Käufer als man es von Mittelformatkameras bisher gewohnt war. Sehnlichst erwartet wurde aber auch das neue Spitzenmodell unter den Fujifilm APS-C-Kameras – die X-T2. Gegenüber der beliebten Vorgängerin X-T1 hat sie einige Neuerungen zu bieten – unter anderem einen X-Trans-CMOS-III-Sensor mit einer Auflösung von 24MP und einen deutlich verbesserten Autofokus.

Von genau diesen Neuerungen profitiert nun auch die neue Fujifilm X-T20. Obwohl sie klein und unscheinbar aussieht, ist sie hinsichtlich Sensor, Bildprozessor und Autofokus sowie den meisten Features identisch zur X-T2 – mit einer UVP von 799 Euro aber deutlich preiswerter als die X-T2, deren UVP bei 1.699 Euro liegt. Auch wenn ihr bei weitem nicht die Aufmerksamkeit der GFX oder X-T2 beigemessen wird, ist die X-T20 daher die vielleicht interessanteste Kamera im derzeitigen Fuji-Lineup. Immerhin dürfte sie die größte Zielgruppe ansprechen: ambitionierte Fotografen, die eine kompakte Spiegellose für Reise- und Streetfotografie suchen.

Die neue Fujifilm X-T20 mit dem Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS

Ähnlich verhielt es sich zwar schon mit der X-T10. Diese war allerdings deutlich später erschienen als ihre große Schwester X-T1, weshalb sich für viele Fotografen gar nicht erst die Frage stellte, für welche der beiden Kameras sie sich entscheiden sollten. Anders ist dies nun zwischen X-T2 und X-T20. Beide trennen nur wenige Wochen. Abgesehen von den Vorzügen des Gehäuses (Haptik, Spritzwasserschutz, ISO-Rädchen) gibt es kaum Argumente, der X-T2 den Vorzug gegenüber der X-T20 zu geben. Der geringere Kaufpreis dagegen ist ein starkes Argument, sich die X-T20 zumindest einmal genauer anzuschauen – und genau das habe ich getan. In diesem Artikel möchte ich daher einen kurzen Vergleich zur X-T10 anstellen und über meine ersten Eindrücke von der Kamera berichten.

Neuerungen gegenüber der X-T10

Nachdem ich bereits die X-T10 als Kamera auf Reisen im Einsatz hatte, interessierte mich zunächst, welche Neuerungen die X-T20 mit sich bringt. Wer die X-T10 bereits kennt, wird abgesehen vom Schriftzug optisch kaum Unterschiede zur neuen X-T20 ausmachen können. Nur der Videoaufnahme-Button auf der Oberseite des Gehäuses wurde durch eine Fn-Taste ersetzt. Auf den ersten Blick nicht gleich ersichtlich dagegen ist das neue schwenkbare Touch-Display, das in zahlreichen Anwendungsfällen durchaus hilfreich sein kann.

Das klappbare Touch-Display der X-T20

Erfreulich ist, dass die Touch-Funktion konfigurierbar ist. So lässt sich festlegen, ob man damit scharfstellen und auslösen, nur scharfstellen oder nur den Fokuspunkt setzen möchte. Wer die Touch-Funktion überhaupt nicht nutzen möchte, kann sie auch ganz abschalten.

Haptik und Handlichkeit

Wie schon die X-T10 ist auch die X-T20 in ein kleineres Gehäuse gefasst als ihre große Schwester X-T2. Die geringe Größe bietet Vorteile, wenn es darum geht, nicht aufzufallen oder wenn man keine große und schwere Ausrüstung tragen möchte. Das erweist sich meiner Erfahrung nach besonders auf Reisen oder längeren Tagestouren als nützlich. Die kompakte Bauform hat allerdings auch Nachteile. So ist die X-T20 spürbar objektivlastiger und liegt insgesamt etwas schlechter in der Hand als die X-T2 oder eine DSLR. Die Bedienung wird durch die gedrängte Bauform etwas erschwert und die Kamera schmiegt sich wegen der kleineren Daumen- und Handablage nicht wirklich optimal in die Hand. Das macht sich beim Arbeiten mit größeren Objektiven und bei Shootings bemerkbar, bei denen man schnell und oft die Einstellungen verändern muss.

Bildqualität und Dynamik

Was die Bildqualität angeht, lieferte schon die X-T10 sehr überzeugende Aufnahmen, weshalb sie mir auch lange als Zweitkamera diente. Die X-T20 wartet nun mit einer mindestens ebenso guten Bildqualität auf, liefert dank des neuen X-Trans-III-Sensors jedoch eine höhere Auflösung (24MP statt 16MP). Außerdem bietet der Sensor einen Zuwachs an Dynamik, was nicht zuletzt auch in der nachträglichen Korrektur der Bilder am Rechner etwas mehr Spielraum bietet. Im folgenden möchte ich Beispielaufnahmen der X-T20 zeigen. Als Objektiv habe ich ausschließlich das XF 18–55mm F2.8–4 R LM OIS verwendet und neben PROVIA auch die Filmsimulation ACROS verwendet, über welche die X-T10 noch nicht verfügte.

Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 24mm, ISO 200, F/5, 1/160s, PROVIA
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 35mm, ISO 200, F/4.5, 1/290s, ACROS
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 55mm, ISO 200, F/5, 1/125s, PROVIA
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 55mm, ISO 200, F/5, 1/200s, PROVIA in SW konvertiert
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 55mm, ISO 100, F/22, 1/25s, ACROS
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 35mm, ISO 100, F/4, 1/750s, PROVIA
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 18mm, ISO 100, F/8, 1/500s, ACROS
Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 18mm, ISO 100, F/8, 1/500s, PROVIA

Autofokus und Serienbildaufnahmen

Der Hybrid-Autofokus der X-T20 wurde gegenüber der X-T10 verbessert. Statt 49 bietet der Autofokus der X-T20 nun 91 Felder, von denen 49 im Bereich des Phasen-Autofokus angeordnet sind. Für eine feinere Auswahl lassen sich die 91 Autofokus-Felder sogar unterteilen, wodurch einem 325 Felder zur Verfügung stehen. Der Autofokus lässt sich mit fünf Presets auf verschiedene Anforderungen bzw. motivische Bewegungsmuster einstellen. Eine individuelle Einstellung, wie man sie aus der X-T2 kennt, ist leider nicht möglich.

Aus zeitlichen Gründen hatte ich noch keine Gelegenheit, den Autofokus in Extremsituationen zu testen. Insofern bleiben Sport- und Actionaufnahmen sowie die Einschätzungen, ob sich die X-T20 dafür eignet, vorerst noch aus. Darauf sowie auf die Frage, welche AF-Presets sich für welche Situationen eignen, werde ich ggf. in einer Fortsetzung eingehen können.

Zweifelsfrei attestieren lässt sich, dass einem die beachtlichen acht Bilder (mit dem elektronischen Verschluss sind es sogar 14), die die X-T20 pro Sekunde liefert, bei solchen Aufnahmen zugute kommen. Das macht die X-T20 zwar (ebensowenig wie die X-T2) noch nicht zur idealen Kamera für die Sportfotografie, aber actiongeladene Szenen auf Reisen sollten sich damit durchaus meistern lassen.

Fujifilm X-T20 mit Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS – 25mm, ISO 100, F/3.2, 1/3000s, PROVIA
Die AF-Felder lassen sich erst nach einmaligem Drücken der nach-unten-Taste auswählen

Etwas störend im Zusammenhang mit dem Autofokus ist allerdings der Umstand, dass man Autofokus-Felder nur über einen Umweg auswählen kann. Normalerweise lassen sich die Felder über eine Wippe bzw. Richtungstasten an der rechten Gehäuserückseite auswählen. Die X-T2 hat hierfür einen eigenen Joystick. Bei der X-T20 hingegen muss man zunächst den nach-unten-Button drücken, um die Auswahl der Fokusfelder zu aktivieren, und kann dann über die Richtungstasten das gewünschte Fokusfeld auswählen. Das ist nicht gerade intuitiv, aber man gewöhnt sich daran.

UPDATE: Wer sich an diesem Umweg stört, kann im Menü die Funktion der Richtungstasten so ändern, dass man damit sofort und ausschließlich die AF-Felder auswählen kann.

ISO

Etwas ärgerlich ist auch, dass die X-T20 über kein ISO-Einstellrad verfügt. Wer nicht den umständlichen Weg über das (Quick-)Menü gehen möchte, um die ISO einzustellen, kann hierfür auch eine der fünf Fn-Tasten entsprechend belegen. Sowohl die vier Richtungstasten neben dem Display als auch die ausgewiesene Fn-Taste auf der rechten Gehäuseoberseite kommen hierfür infrage. Was das Rauschverhalten angeht, schlägt sich die X-T20 gut und erweist sich gegenüber der X-T10 trotz höherer Auflösung als ebenbürtig.

Hier können Sie sich High-ISO-Bilder per Mausklick in voller Größe ansehen:

ISO 1600 / Rauschreduktion 0
ISO 3200 / Rauschreduktion 0
ISO 6400 / Rauschreduktion 0
ISO 12.800 / Rauschreduktion 0
ISO 25.600 / Rauschreduktion 0

4K-Video

Wie die X-T2 bietet auch die X-T20 4K-Video mit wahlweise 30, 25 oder 24 fps an. Die Dateien lassen sich entweder auf der SD-Karte speichern oder das Signal über den HDMI-Ausgang ausgeben. Wie bereits erklärt, wurde bei der X-T20 der Button für die Videoaufnahme eingespart. Um Videos aufzeichnen zu können, muss man über das linke Einstellrad auf der Gehäuseoberseite in den Videomodus wechseln und dann den Auslöser drücken.

Auch für das Thema Video bot sich in der Kürze der Zeit noch keine Gelegenheit für ausgiebige Versuche. Die ersten Sample-Aufnahmen, die ich zu Testzwecken an einem See im Wald aufgenommen habe, sehen allerdings recht vielversprechend aus:

Fazit

Meiner Meinung nach ist Fujifilm mit der X-T20 ein würdiger Nachfolger der X-T10 und eine echte Alternative zur X-T2 gelungen. Sie hat mit dem Sensor, dem Autofokus-System und der 4K-Videofunktion einige Key-Features des Spitzenmodells erhalten und ist damit besonders für Fotografen interessant, die den Fokus auf eine kleine Kamera mit sehr guter Bildqualität richten, dabei aber gewisse Abstriche in Kauf nehmen können. Wer besonderen Wert auf Haptik, Bedienung und Spritzwasserschutz legt, sollte sich allerdings eher nach Alternativen umschauen.

Möchte man sich zwischen X-T10 und X-T20 entscheiden, stellt die X-T20 sicherlich die bessere Wahl dar. Das heißt aber nicht, dass sich ein Umstieg von der X-T10 auf die X-T20 lohnen muss. Ein Wechsel macht nur Sinn, wenn man den schnelleren Autotofokus, die höhere Auflösung des Sensors oder 4K-Video auch wirklich benötigt.

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4 Kommentare:
  1. Zwei Anmerkungen zu der kleinen Schwester der X-T2:

    1. Die kleine Größe iVm dem mittigen Suchereinblick führt dazu, daß sich diese Kamera – wie auch schon die X-T10 – überhaupt nicht für „linksäugige“ Fotografen eignet, da diese mit der Nase viel zu weit nach rechts in das Bedienfeld geraten und ständig unbeabsichtigt irgendwelche Funktionen auslösen. Hinzu kommt erschwerend, daß es keine vernünftige, verlängerte Augenmuschel für diese Kamera gibt, die auch für rechtsäugige Fotografen zur Abschirmung des Gegenlichts sinnvoll, für die Linksäugigen jedoch zwingend notwendig ist. Mit der größeren Schwester X-T2 und der optional dazu erhältlichen verlängerten Augenmuschel komme ich als linksäugiger Fotograf hingegen zurecht. Optimal sind für mich und die anderen Linksäugigen die Fuji-Kameras mit dem auf die linke Seite (von hinten gesehen) versetzten Suchereinblick (X-Pro2, X-E2s), für die es allerdings – Shame on Fuji! – auch keine Augenmuscheln gibt (es lassen sich aber Nikon-Augenmuscheln dran“tricksen“).

    2. Auch ich gehöre zu der Spezies der Reisefotografen, die großen Wert auf eine kleine und zurückhaltend wirkende Ausrüstung legt und habe deshalb meine Nikon-Vollformatausrüstung in eine Fuji-Fotoausrüstung umgetauscht. Allerdings sind mir persönlich X-T10/20 zu klein und vom Handling daher unbequem; selbst die X-T2 habe ich mit einem MHG-XT2-Handgriff ausgestattet, womit sie sich bedeutend besser und sicherer halten läßt, ohne daß dieser Griff das Erscheinungsbild wesentlich vergrößert. X-Pro2 und X-E2s lassen sich zumindest mit einem Daumengriff vom Handling verbessern, aber was macht man insoweit mit der X-T20?

  2. …man nehme den FUJI MHG XT10 Handgriff hinzu, welcher auch auf die T20 passt, und siehe da:
    ein völlig neuer Grip mit der ‚Kleinen‘ :-))

  3. „Die kleine Größe iVm dem mittigen Suchereinblick führt dazu, daß sich diese Kamera – wie auch schon die X-T10 – überhaupt nicht für „linksäugige“ Fotografen eignet“

    Das ist Ansichtssache. Ich fotografiere ebenfalls linksäugig und komme gut mi der X-T20 klar. Es gibt Situationen, in denen tatsächlich die Sonne von der Seite ins Auge leuchtet, aber das kommt zumindest bei mir gar nicht so häufig vor.

    Ich finde die X-T20 großartig und habe mich ihretwegen von meiner Nikon APS-C sowie Olympus-Ausrüstung getrennt 🙂

  4. Wir haben leider große Probleme mit der XT-20: alle Bilder werden unscharf!

    Einstellungen nach Handbuch – Automatisch…aber das funktioniert alles nicht.

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