Godox AD200Pro und R200 im Praxistest

19. März 2023
von Steffen Körber
0 Kommentare

Mit Ringblitzen lässt sich eine ganz besondere Art der Ausleuchtung erreichen: Da die Blitzröhre in der Form eines Rings meist direkt um das Objektiv der aufnehmenden Kamera angeordnet ist, wird das frontal angeblitzte Motiv nahezu schattenfrei aufgenommen. Das macht den Ringblitz besonders für die fotografische ­Dokumentation in der Medizin oder Industrie interessant. Aber auch im kommerziellen oder künstlerischen Bereich kommen Ringblitze immer wieder zum Einsatz – speziell in der Makro- oder Porträtfotografie.

Zu sehen ist hier das gesamte Set bestehend aus dem portablen Blitzgerät Godox »AD200Pro« sowie dem Ringblitz »R200« und dem Fernauslöser »X2T N« für das Nikon-System.

Persönlich habe ich schon lange mit der Anschaffung eines Ringblitzes geliebäugelt. Allerdings waren mir »erschwingliche« Geräte meist zu schwach auf der Brust. Professionelle Lösungen dagegen erschienen mir für meine Anwendungszwecke zu unflexibel – und sie waren mir schlicht und ergreifend auch viel zu teuer.

Der 2022 angekündigte ­Godox R200 schien mir anhand der Informationen, die sich im Netz dazu finden, ein interessanter Kompromiss zu sein. Und seine notwendige »Basis« – der Godox AD200Pro – könnte meinen bisher genutzten Studioblitz mit ebenfalls 200 Ws prima ersetzen. Also entschied ich mich, beide Geräte einmal in der Praxis zu testen.

In diesem Beitrag möchte ich das System kurz vorstellen und meine persönlichen Erfahrungen wiedergeben. Im ersten Teil gehe ich auf den mobilen Blitz ­Godox AD200Pro ein und im zweiten Teil berichte ich von meinen Erfahrungen mit dem Ringblitz R200.

Godox AD200(Pro) als Basis

Der Godox AD200Pro wird mit einem Speedlite-Aufsatz (1) sowie einer Blitzlampe (2) ausgeliefert. Optional kann er auch mit dem R200 (3) als Ringblitz betrieben werden.

Wer den Godox R200 verwenden möchte, benötigt für die Steuerung und Stromversorgung den Godox AD200(Pro) – einen kompakten mobilen Blitz in der Größe eines Speedlites, der mit seinen 200 Ws durchaus mit kleineren Studioblitzgeräten mithalten kann. Das Gerät ist äußerst universell – es wird mit einem Akku mit einer Kapazität von 2900 mAh und 14,4 V ­betrieben, der laut Hersteller etwa 500 Blitzauslösungen schafft. Ausgeliefert wird das Gerät mit einem Stativhalter und zwei Aufsätzen – einem Speedlite-Blitzkopf sowie einer klassischen Blitzlampe (s. Abb. 2), wie man sie von Studioblitzen kennt. Wer mehr Leistung benötigt, kann mittels des sogenannten »Twin Head« auch zwei AD200 zu einem einzelnen 400-Ws-Blitz kombinieren. Zu den Features zählen sowohl TTL als auch HSS (High-Speed-Synchronisation), was den Blitz vor allem für den Outdooreinsatz oder auf Veranstaltungen interessant macht. Mit einem Preis von derzeit ca. 350 € bzw. 410 € für die etwas weiterentwickelte Pro-Variante ist der ­Godox AD200 außerdem sehr ­attraktiv positioniert.

Um den AD200 auszulösen, benötigt man einen passenden Auslöser – in meinem Fall ist dies der ­Godox X2T N (für Nikon), der mit weiteren 60 € zu ­Buche schlägt.

Was mir an dem Blitzgerät sofort gefiel, war neben der intuitiven Bedienung die kompakte Bauweise. Da ich aktuell noch mit ­konventionellen Studioblitzen ­arbeite und on Location oft einen einzelnen 200-Ws-Blitz mit einer mobilen Powerstation nutze – war es neu für mich, wie mühelos man plötzlich zurechtkommen konnte. Der Aufbau geschieht im Handumdrehen und die ­Flexibilität am Set ist mangels Stromkabel und dank des geringen Gewichts bzw. der kleinen Abmessungen enorm.

Um den AD200Pro zu testen, habe ich ein ­einfaches Setup gewählt. Als Aufsatz kam der Blitzkopf zum Einsatz, der durch einen Durchlichtschirm mit 90 cm Durchmesser für die Ausleuchtung bei einem Porträtshooting sorgte. Mit dem Ergebnis – den vergleichsweise weichen Verläufen von Licht zu Schatten und der recht schmeichelnden Erscheinung der Haut – war ich sehr angetan.

Porträtaufnahme mit dem Godox AD200 Pro mit Blitzlampe und Durchlichtschirm

Leistungstechnisch unterscheidet sich der Blitz nicht von meinem Studioblitz, was anhand der Nennleistung auch zu erwarten war. Als positiv habe ich ­jedoch die vergleichsweise kurze Wiederaufladezeit wahrgenommen: es kam während des Testshootings ­praktisch nie zu Wartezeiten zwischen den Aufnahmen. Auch die Anzahl der Aufnahmen überrascht für eine portable Lösung. Nach weit über 300 Aufnahmen und einigen »Trockenübungen« hatte der Akku noch eine Restkapazität von rund 50 %.

Was ich an meinen Studioblitzen bisher vermisst habe, ist die Möglichkeit der High-Speed-Synchronisation. Ich arbeite bei Porträts gerne mit weit geöffneter Blende, was selbst mit niedrigster ISO häufig nicht mit der ansonsten maximalen Verschlusszeit von 1/200 s umsetzbar ist. Mit dem AD200Pro stellt das kein Problem dar. Allerdings möchte ich nicht verschweigen, dass HSS zwar mit TTL, zunächst aber nicht im ­manuellen Modus ­funktionierte. Ein ­Firmware-Update in Verbindung mit dem Zurücksetzen des Funkauslösers ­schaffte schließlich Abhilfe.

Besonders interessant dürfte HSS auch für Sport- und Actionaufnahmen sein – Erfahrungen ­diesbezüglich konnte ich mit dem Godox-System allerdings noch nicht sammeln. Sofern sich eine Gelegenheit bietet, möchte ich das nachholen und im Rahmen eines Artikels in einer kommenden Ausgabe beschreiben.
Auch wenn der AD200Pro lediglich als Basis für den R200 gedacht war, hinterlässt er bei mir einen bleibenden Eindruck. Er ist eine preisgünstige und universell ­einsetzbare Lösung, auf der sich sehr gut aufbauen lässt.

Godox R200

Nachdem ich mich mit dem AD200Pro vertraut machen konnte, widmete ich meine Aufmerksamkeit schließlich dem eigentlichen Testgerät, dem R200 Ringblitz, den es derzeit für rund 320 € zu kaufen gibt. Mit ­seinen ca. 19 cm Durchmesser ist er nicht allzu voluminös, bietet aber genug Platz, um die gängigen ­Objektive bis hin zu einem 70–200 mm F2.8 zu »umschließen«. Der R200 wird dabei entweder am Stativgewinde der Kamera – oder bei längeren Brennweiten am Stativfuß des Objektivs befestigt. Ich konnte den R200 mit unterschiedlichen Objektiven verschiedenster Größe und mit Brennweiten zwischen 14 und 200 mm testen. Mithilfe der Einstellschlitten ließ sich das Gestell recht flott an alle Kombinationen anpassen.

Der Godox R200 kann auch entfesselt eingesetzt werden – hier ist er an einem Lampenstativ befestigt, der Godox AD200Pro hängt mitsamt der Tragetasche daran.

In dem beschriebenen Setup nutzt man den Ringblitz als direkte Lichtquelle zum Aufhellen des Motivs. Man kann den R200 allerdings auch ganz problemlos »entfesselt« und damit auch etwas kreativer einsetzen. Praktischerweise liegt dem Godox R200 ein passender Schirmhalter bei, um das Licht mittels Durchlichtschirm oder Reflektorschirm abzumildern bzw. zu verändern.

Die Verbindung des R200 zum AD200 erfolgt über ein recht dickes Kabel, was das Handling etwas mühsam macht. Glücklicherweise liegt dem Ringblitz aber eine Umhängetasche für das Gehäuse des AD200 bei. Diese erlaubt es, mit dem Setup unbekümmert herumzulaufen und die ­gewünschten Parameter einzustellen bzw. den AD200 an das Lampenstativ zu hängen.

In der Praxis kommt der R200 dem Versprechen nach, das Motiv schattenfrei auszuleuchten. Das erwies sich in der Makrofotografie als nützlich. Im Beispiel der ­Armbanduhr (Abb. 5) kam es mir hauptsächlich darauf an, das sichtbare Uhrwerk inklusive aller Details möglichst deutlich abzubilden. Dank der Ausleuchtung des R200 gelang das sehr gut. Als etwas schwierig stellte sich einzig das manuelle Fokussieren dar, da konstruktionsbedingt zwischen Ringblitz und Objektiv nur wenig Platz blieb, um den Fokusring zu greifen.

Mission erfüllt – der Godox R200 leuchtet das Motiv ideal aus und bringt die Details zum Vorschein

Gespannter war ich, wie sich der R200 bei Porträtaufnahmen machen würde, weil ich den »Ringblitz-Look«, speziell die betonten Augen, sehr ansprechend finde. Getestet habe ich den R200 daher in zwei Porträtshootings – eines on Location und ein anderes im Nachgang zum Test des AD200Pro vor einem Studiohintergrund.

Bei beiden Gelegenheiten kam ich mit dem Handling des Ringblitzes gut zurecht – trotz des Mehrgewichts von zusammen etwa 1,4 kg (750 g für den AD200Pro und + 640 g für den R200). Einmal montiert, lässt es sich damit beinahe so gut aus der Hand fotografieren wie sonst auch. On Location im Fitness-­Studio (Abb. 6) nutzte ich die TTL-Einstellung, bei der mir der R200 zuverlässig eine gute Belichtung bescherte. Im »Studio-Setup« wählte ich dagegen die manuelle Steuerung und kam meist mit 1/32 oder 1/64 der Leistung aus.

Die Ergebnisse meiner Porträtshootings beurteile ich etwas differenzierter: On Location erreichte ich eine für meinen Geschmack gefällige Ausleuchtung, während mir vor dem Studiohintergrund (Abb. 7) die Ausleuchtung zu flach ausfällt und die Schatten um das Motiv störend auffallen.

Die ringförmigen Reflexe in den Augen werden nur bei sehr kurzem Abstand zum Motiv deutlich sichtbar.

Nutzt man den R200 allerdings entfesselt (Abb. 8) oder in Kombination mit anderen Lichtquellen, kann er durchaus eine Bereicherung im Studiosetup darstellen. Auch und gerade der optional erhältliche Reflektor (ca. 80 € Aufpreis), der aus dem R200 im Grunde einen Beauty Dish macht, unterstreicht diese Flexibilität.
Was mich bei den Porträtaufnahmen zunächst ­etwas enttäuscht hat, war die Tatsache, dass die für ­Ringblitze so charakteristischen Reflexe in den ­Augen mit normalen Brennweiten nur sehr klein und damit für den Betrachter kaum zu erkennen sind. Möchte man den ringförmigen Reflex in den Augen deutlich sichtbar machen, muss man auf ein Weitwinkelobjektiv ­zurückgreifen und sehr nah an das Modell herantreten. Das ist in der Porträtfotografie nicht immer möglich oder hinsichtlich der Bildwirkung (Verzerrungen) erwünscht.

Fazit

Eigentlich nur als Mittel zum Zweck dem Testpaket ­beigelegt, hat mich der AD200Pro nachhaltig überzeugt und weckt in mir die Vorfreude auf den High-Speed-Outdooreinsatz. Ihn kann ich ­jedem weiter­empfehlen, der einen fair ­bepreisten kompakten Studioblitz sucht und dabei mit 200 Ws auskommt – besonders, wenn man den Faktor ­Mobilität berücksichtigt.

Auch der R200 hat bei mir insgesamt einen ­positiven Eindruck hinterlassen. Allerdings hatte ich ganz allgemein von dem Konzept »Ringblitz« mehr erwartet – es hinterlässt bei mir den Beigeschmack ­eines Nischenprodukts. Die schattenfreie Ausleuchtung in der Makrofotografie empfand ich als nützlich, lässt sich in meinen Anwendungsbereichen aber ­womöglich mit einem normalen Blitz in ­Verbindung mit ­Hilfsmitteln wie ­Reflektoren ähnlich umsetzen. Bei der ­Porträtfotografie erreichte ich on Location damit gute ­Ergebnisse, als Hauptlicht im Studio ­allerdings ­weniger. Hier betrachte ich die Anschaffung des ­optionalen ­Reflektors und den Einsatz weiterer ­Blitze als Gamechanger für den R200 – allerdings ­bedeutet das auch weitere ­Investitionen. Ans Herz legen kann ich den Ringblitz aus dem Hause ­Godox denjenigen, die die ­Eigenschaften eines solchen Ringblitzes wirklich ­benötigen und dabei auch schon eine solide Ausstattung in Godox-Equipment haben (oder ­ohnehin den Einstieg in die ­»Godox-Welt« planen). Für alle ­anderen dürfte der ­Gesamtpreis von rund 800 € eine kleine ­Hürde ­darstellen.

Teile mit deinen Freunden:
Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Ähnliche Artikel
Neuesten Beiträge
Kategorien