Godox F200Bi – flexibel und leistungsstark

Dank der flexiblen Einsatzmöglichkeiten drängen sich LED-Leuchten immer mehr als Alternative zum Blitzlicht auf. Wer nicht auf maximale Leistung aus ist, bekommt mit LED-Leuchten in vielen Fällen gleiche Ergebnisse, aber mehr Möglichkeiten. Im Gegensatz zum Blitzlicht lässt sich die Ausleuchtung sofort einschätzen und auch im Handumdrehen anpassen. Denn die Helligkeit kann man meist stufenlos einstellen und die Farbtemperatur (im Falle von Bi-Color-LEDs) ganz ohne Filter anpassen.

Der chinesische Hersteller Godox gilt schon ­lange als Inbegriff für günstige und dennoch ­hochwertige Beleuchtung für Fotografen und Filmemacher und hat längst eine große Fangemeinde, auch unter Profis. Und selbstverständlich bietet Godox neben Blitzen wie den AD200Pro, den wir uns in Ausgabe 2/2023 näher angeschaut haben, auch LED-Beleuchtung an.

Ganz neu im Sortiment sind die LED-Matten aus der Godox F-Serie. Für unseren Test haben wir die F200Bi zur Verfügung gestellt bekommen. Man mag es kaum glauben, aber mit einer Größe von 63 x 65 cm und einer Leistung von 210 Watt ist es die kleinste Variante. Die größeren Versionen sind die F400Bi (63 x 121 cm und 410 Watt) oder gar die F600Bi (121 x 121 cm und 670 Watt). Es handelt sich dabei jeweils um ­flexible – das heißt klapp- und biegbare – ­LED-Matten, die mit Bi-Color-LEDs ausgestattet, wodurch die ­Farbtemperatur im Bereich zwischen 2700 und 8500 Kelvin ­regelbar ist. Die Matten sind IP65-­zertifiziert und gelten als staub- und spritzwassergeschützt. Daher sind sie auch in Nassbereichen sowie outdoor auch bei Regen einsetzbar. Der Farbwiedergabewert (CRI) ist von Godox mit 96+ angegeben, was für LED-Beleuchtung hervorragend ist.

Die Stromversorgung der LED-Matte erfolgt über eine recht große Steuereinheit, welche über ein fünf Meter langes Kabel direkt an das Stromnetz angeschlossen werden kann. Alternativ kann die F200Bi auch mit einem oder zwei separat erhätlichen Akkus (sowohl 14.8V- als 26V-Akkus kommen in Frage) betrieben werden. Godox bietet diese ­jedoch selbst nicht an und für unseren Test wurden uns auch ­keine ­bereitgestellt. Aus diesem Grund haben wir leider keine ­Erfahrungen damit, wie sich die F200Bi im Akkubetrieb verhält. Wie newsshooter.com jedoch berichtet, benötigt man zwingend zwei Akkus, wenn man die Beleuchtung mit mehr als 40% Leuchtstärke nutzen möchte.

Lieferumfang

Geliefert wird die F200Bi in einem praktischen Softcase (A), in dem die LED-Matte (B) selbst sowie das gesamte Zubehör Platz findet. Obwohl sich die Tasche weich anfühlt, ist sie dennoch stabil und sehr gut gepolstert. Dadurch ist der Inhalt unterwegs gut geschützt.

Neben der obligatorischen Anleitung findet sich in der Tasche die bereits angesprochene Steuereinheit (C) inkl. Stromkabel (D) sowie eine Softbox mit Wabeneinsatz (E). Außerdem mitgeliefert wird der sogenannte X-Mount (F) – ein Träger für die LED-Matte, der an den vier Ösen an den Ecken der LED-Matte einhegakt wird und mit einem Halter (G) an einem Lampenstativ ­befestigt werden kann.

Einstellungen

Über die Steuereinheit lassen sich alle Einstellungen vornehmen. Am wichtigsten sind dabei die Werte für die Leistung und Farbtemperatur. Hierfür kann man praktischerweise bis zu zehn Presets anlegen, um Lichteinstellungen zu speichern und bei Bedarf schnell abzurufen. Hat man wiederkehrende Setups, kann man sich also die Zeit zum manuellen Einstellen der beiden Parameter sparen.

Die Steuereinheit der LED-Matte bietet außerdem eine ­Reihe an Lichteffekten. Sie reichen vom Flackern eines Lagerfeuers über Mondlicht bis zu Feuerwerk oder Blitzen. Selbstverständlich lassen sich diese Effekte nur sinnvoll in Videos einsetzen.

Wer nicht immer zur Steuereinheit laufen ­möchte, um Änderungen vorzunehmen, kann die ­Ansteuerung auch bequem über eine App vornehmen. Das ist ­besonders hilfreich, wenn man gleich mehrere ­Leuchten ­parallel betreibt.

Miteinander kombinierbar

Ein Alleinstellungsmerkmal der Godox F-Serie ist die Kombinierbarkeit. Benötigt man mehr Ausleuchtung, lassen sich die Godox Flächenleuchten des gleichen Modells auch aneinanderheften. Aus vier F200Bi mit den Maßen von 65 x 63 cm wird dann eine große Leuchte mit 130 x 126 cm. Kombiniert man vier große F600Bi, ergibt sich sogar eine Fläche von 242 x 242 cm – genug für die komplette Ausleuchtung eines Fahrzeugs bei einem Werbedreh.

Völlig neue Perspektiven

Was die LED-Matten augenscheinlich von anderen LED-Leuchten oder Blitzgeräten unterscheidet, ist die niedrige Bauhöhe. Durch sie lässt sich die Leuchte ­nahezu überall positionieren. Seien es Wände, Decken oder Innenräume wie die eines Schranks oder Autos – es gibt beinahe keine Grenzen. Die Matte lässt sich sogar direkt am Fenster positionieren, so dass man damit Fensterlicht simulieren kann, wenn es draußen dunkel ist.

Ähnlich verhält es mit der Art der Befestigung. Mit dem X-Mount und dem beiligenden Halter der LED-­Matte ist es möglich, die F200Bi an einem ­Lampenstativ oder an einer ­Tonangel zu befestigen. Durch die Ösen an den Ecken lässt sie sich aber genauso gut direkt an Gegenständen oder Wänden aufhängen. Aber keine Sorge: Man muss nicht zwangsläufig Nägel in die Oberflächen schlagen. Es besteht auch die Möglichkeit, Klettstreifen dafür zu nutzen. Denn diese sind zur ­Anbringung der Softbox an der Rückseite der F200Bi ohnehin eingearbeitet.

Leistung

Hat man bisher nur mit Blitzlicht gearbeitet, mag eine gewisse Skepsis gegenüber LED-Leuchten vorhanden sein. Und diese ist auch nicht unbegründet, denn ­gerade die erste Generation von LED-Beleuchtung war oft noch recht schwach auf der Brust. Besonders, wenn es um kleine und preiswerte Modelle ging.

Die F200Bi jedoch bietet stolze 210 Watt Leistung. In der Praxis bedeutete das mehr als ich zunächst vermutete. Je nach Abstand musste ich für Videoaufnahmen oftmals auf unter 10 % der möglichen Leistung herunterdimmen, um eine weiche Ausleuchtung zu erreichen. Stellt man die Leuchte auf 100 %, wird man nicht nur geblendet, der gesamte Raum erstrahlt ­plötzlich taghell.

Ähnlich waren die Ergebnisse bei meinen Porträtfotos. Da ich gerne mit offener Blende arbeite, war es mitunter ausreichend, die Leuchte bei 10 % Leistung zu betreiben. Abgeblendet auf Blende 5 war es immernoch nur 50 %.

Was mir sonst noch auffiel

Positiv wahrgenommen habe ich die Verarbeitung der F200Bi. Die LED-Matte selbst ist trotz ihrer Faltbarkeit widerstandsfähig und auch die Steuereinheit wirkt, als ob man damit notfalls die Nägel für die Matte in die Wand schlagen könnte (was ich ausdrücklich nicht empfehle). Auch die Qualität der Tasche hat mich überrascht. Einzig das Wabengitter für die Softbox wirkt für mich etwas anfällig – das ist aber aus meiner Erfahrung oftmals das erste, was Schaden nimmt.

Was mir beim Arbeiten mit der F200Bi negativ aufgefallen ist, ist die Länge des Kabels, das von der LED-Matte zur Steuereinheit verläuft. Nutzt man die F200Bi an einem Galgenstativ, kann man ab einer bestimmten Höhe die Steuereinheit nicht mehr am Boden ­stehen lassen, sondern muss sie am Lampenstativ aufhängen. Das ist kein großes Problem, aber es erschwert das Handling doch etwas. Dauerhaft würde mich das ­stören, so dass ich mir das fünf Meter lange Kabel (F-DC5A) bei Godox ordern würde.

Fazit

Für mich setzen die LED-Matten von Godox neue ­Maßstäbe. Als Medienschaffender, der Beleuchtung ­sowohl für die Fotografie als ­auch in Videos benötigt und gerne mit überschaubarer Technik arbeitet, erscheint die F200Bi doch als sehr interessant. Sie eignet sich für alle Einsatzzwecke und bietet dank der Flexibilität hinsichtlich der Positionierung extrem viel Potenzial für Kreativität.

Etwa 650 Euro (aktueller Straßenpreis) für eine LED-Leuchte empfinde ich zunächst durchaus als ­happig. Die Preise für ähnliche Leuchten anderer Hersteller ­liegen aber auf ähnlichem Niveau. Und immerhin bekommt man doch recht viel Leuchtkraft und -fläche ­dafür. Positiv anzurechnen ist auch, dass die Softbox sowie ein Wabengitter bereits inklusive sind und das Set in einer praktischen und gepolsterten Tasche daherkommt. Auf der anderen Seite ist der »fehlende« Akku dann doch etwas bedauerlich.
Eine Empfehlung kann ich guten Gewissens aussprechen. Ob ich mich selbst für den Kauf der F200Bi entscheide, mache ich unter anderem noch von den Anschaffungskosten für die (für mich erforderlichen) Akkus abhängig.

Steffen Körber

Autor

Steffen Körber studierte Germanistik und Philosophie in Heidelberg, war parallel dazu mehrere Jahre als Sportfotograf tätig und arbeitete danach im Bereich der digitalen Medien. Seit 2015 unterstützt er den Fotografie-Bereich des dpunkt.verlags und ist Mitherausgeber des fotoespresso.