Kompakt, kompakter, Nikon Z30

23. Dezember 2023
von Steffen Körber
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Neben der Zfc und der Z50 ist die Nikon Z30 die mittlerweile dritte spiegellose Systemkamera aus dem Hause ­Nikon, die mit dem gleichen 20-Megapixel-APS-C-Sensor ausgestattet ist. Sie ist auch sonst nahezu identisch mit der rund 150 € teureren und etwas größeren Z50 – mit Ausnahme des Suchers, auf den man bei der Z30 gänzlich verzichten muss. Ich möchte in diesem Beitrag darauf eingehen, warum ich mich für die vermeintliche Einsteigerkamera entschieden habe und welche Stärken sie aus meiner Sicht bietet.

Was mich zur Z30 brachte

Als die Nikon Z30 im Juni 2022 vorgestellt wurde, hatte ich der Kamera zunächst keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Abgesehen davon, dass sie sich explizit an Vlogger und Content-Ersteller, also primär für Social-Media-Nutzer bzw. Influencer richtet, nahm ich sie als typische Einsteigerkamera wahr, die meinen Ansprüchen sicher nicht genügen würde.

Als ich jedoch für verschiedene Einsatzzwecke eine sehr kleine, aber dennoch qualitativ hochwertige Kamera benötigte, war es angesichts meiner bestehenden Objektive dann plötzlich doch naheliegend, auf genau dieses ­Modell zurückzugreifen. Schließlich zählt die Z30 gerade dank des fehlenden Suchers zu den kleinsten Spiegel­losen und sie ist es im Nikon-­Lineup ganz unangefochten. Da auch Videoaufnahmen einen immer größeren ­Stellenwert in meiner Arbeit einnehmen, entschied ich mich, auf die Z30 zu setzen. Ich wählte das sogenannte »Vlogger Kit«, das mich ­wegen eines guten Angebots nur unwesentlich mehr als die Kamera ­alleine gekostet hat. Es enthält neben der Z30 ein 18-55-mm-Kit-Objektiv, ein kleines Kamerastativ ­sowie eine (im Stativ integrierbare) Fernbedienung. Das Stativ ist insofern praktisch, als dass man es nicht nur als Selfiestick verwenden, sondern eben auch unterwegs nutzen kann, um die ­Kamera auf Bodenhöhe zu positionieren und fernauszulösen, was zusätzliche Perspektiven ermöglicht.

Erster Eindruck

Geht man mit einer realistischen Erwartung an das Unboxing der Kamera, wird man zunächst positiv überrascht. Die Z30, die einen im Karton erwartet, ist zwar vergleichsweise klein und leicht (128 x 73,5 x 59,5 mm, 405 g mit Akku und Speicherkarte), sie wirkt aber hinsichtlich der Verarbeitung alles andere als billig und lag von Anfang an gut in meinen (zugegeben: etwas kleinen) Händen. Auch ließ sich die Z30 ganz intuitiv einrichten – besonders, wenn man mit dem Nikon-­Universum schon vertraut ist.

Nikon Z30 Test iPhone
Eine Kamera für die Jackentasche? Die Z30 besitzt (abgesehen von der Höhe) beinahe die gleichen Abmessungen wie ein iPhone 13 Mini.

Ein Aspekt trübte den positiven Schein aber sehr schnell: Das Ladegerät suchte ich vergeblich. Zunächst dachte ich noch, es wurde womöglich aus der Verpackung entwendet. Aber die Kamera wird tatsächlich standardmäßig ohne Ladegerät ausgeliefert. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Kamera über ein beigelegtes USB-C-Kabel zu laden. Das mag aus ökologischen Gründen und auf Reisen sinnvoll sein – für die ernsthafte Arbeit damit konnte ich mir das jedoch nicht dauerhaft vorstellen. Da die Akkukapazität des Akkus EN-EL25 (der auch für die Nikon Zfc und Z50 verwendet wird) »nur« 1120mAh beträgt, habe ich mir kurzerhand zwei ­Ersatzakkus inklusive eines Ladegeräts hinzugeordert – Kostenpunkt für alles ca. 80€. Grundsätzlich war das auch kein Fehler, da Ersatzakkus nicht schaden. Aber wie sich im Nachhinein herausstellte, halten die »kleinen« EN-EL25-Akkus in der Z30 doch recht lange.

Nicht ganz so gravierend, aber etwas störend, empfand ich die Positionierung des SD-Kartenfachs.
Da die Kamera recht kompakt ist, findet sich kein seitlicher Einschub. Stattdessen sitzt die Speicherkarte im Akkufach direkt neben dem Akku. Das Einsetzen und Herausnehmen gestaltet sich bei solchen Platzsparlösungen oftmals etwas fummelig.

Die Unterseite der Kamera bietet Zugriff auf den Akku und den SD-Kartenslot.

Bildqualität

Damit die Z30 als Leichtgewicht ihre Stärken ausspielen kann und auch qualitativ den Zweck erfüllt, für den ich sie mir angeschafft hatte, nutzte ich hauptsächlich das Nikon Z DX 24 mm F1.7.

Mit nur 135 Gramm und 4 cm Länge fühlt es sich beinahe an, als hätte man gar kein Objektiv montiert. Es ist nochmals kompakter als das Kit-Objektiv und dabei deutlich lichtstärker. Umgerechnet auf KB-Äquivalent erhält man 36 mm Brennweite, was für Reisen sowie Street und Reportage ideal ist und für mich mit überschaubaren 280 € die bessere Alternative zum Kit-Objektiv bietet.

Die Z30 punktet mit Bildqualität und guter Schärfe (dank Augen-AF direkt auf den Augen). Und auch mit einem 24-mm-Objektiv lässt es sich dank Offenblende F1.7 auch am Crop-Sensor prima freistellen.

Von den Aufnahmen, die ich damit machte, war ich durchaus angetan, was nicht weiter verwunderlich ist. Schließlich bringt die Z30 doch den gleichen Sensor wie die Z50 und Zfc mit, welcher letztlich auf dem der D500 basiert, den ich seit Jahren kenne und noch immer schätze.

Im direkten Vergleich zur Nikon Z6 (meiner derzeitigen Hauptkamera) muss sich die Z30 hinsichtlich Bildqualität und Schärfe nicht verstecken. Aber natürlich hat die Z6 mit ihrem Vollformatsensor etwas mehr ­Reserven. Das Rauschverhalten etwa empfand ich als schlechter, wenngleich durchaus respektabel, wie das Beispiel in Abbildung 5 auf der Folgeseite zeigt.

Der Härtetest für den Autofokus

Ich kann mir kaum etwas Anspruchsvolleres vorstellen, als Sportler bei schwachem Flutlicht im Nieselregen in Bewegung einzufangen. Auch wenn ich als geübter Sportfotograf solche Situation grundsätzlich meist souverän meistern kann, haben mich die Treffsicherheit und die Genauigkeit des Autofokus schlicht begeistert. In manchen ­Situationen fühlte ich mich an die überragende Leistung der D500 zurückerinnert. Einmal das Motiv anfokussiert, hält die Z30 den Fokuspunkt dauerhaft, auch wenn andere Objekte plötzlich ins Bild huschen.

Zum Fokussieren kann man grundsätzlich die Touch-Funktion des Displays nutzen – in hektischen ­Situationen weiche ich allerdings gerne auf die »bewährte« Art ab – nämlich das AF-Feld mittels Wippe auf das gewünschte Motiv zu legen. Je nach Einsatzgebiet kann man über die Funktionstaste in Verbindung mit dem vorderen Schaltrad die AF-Modi umschalten und dabei zusätzlich auswählen, welcher Messfeldmodus aktiv sein soll. Bei Menschen und Tieren funktionieren die entsprechenden Modi »Augen-AF« sowie »Tier-AF« sehr gut.

Höchste Ansprüche an die Kamera: Radrennen bei Nacht im Nieselregen und nur spärlichem Flutlicht. Das Motiv blieb stetig im Fokus. (200 mm, f/2.8, 1/320 s, ISO 3.200)
Hier kam wieder das Nikon Z 24 mm F1.7 zum Einsatz. (24 mm, f/1.8, 1/250 s, ISO 4.000)

Wie sich zeigte, harmoniert die Z30 auch mit ­größeren Objektiven wie dem 70–200 mm F2.8 VRII, das ich dank des Firmware-Updates meines FTZ-Adapters (­siehe Folgebeitrag) mit der Kamera nutzen ­konnte.
Sicherlich wirkt die Kamera daran optisch etwas ­deplatziert und ich würde sie auch nur ungerne überwiegend an langen Objektiven nutzen. Hier stimmt aus meiner Sicht die Balance aus Größe und Gewicht einfach nicht – aber dafür gibt es ja andere ­Kameras.

Der fehlende Sucher

Noch vor einigen Jahren wäre es zumindest streitbar gewesen, auf den Sucher zu verzichten. Mit dem Sieges­zug der Spiegellosen erkannte man schnell den Vorteil, der sich ergibt, wenn man das Display nutzt. Man erhält neue Möglichkeiten, aus anderen Perspektiven zu fotografieren. Und so beobachtet man heute selbst viele Profis, die gar nicht mehr durch den Sucher blicken.

Ich glaube, dass jeder im Einzelfall entscheiden muss, ob er damit zurechtkommt. Für Videoaufnahmen musste ich ohnehin schon zu »DSLR-Zeiten« immer auf das Display ausweichen, insofern stört mich das nicht wesentlich. Allerdings stellte ich beim Fotografieren mit der Z30 durchaus fest, dass ich mitunter doch ­reflexartig durch den nicht vorhandenen Sucher schauen wollte. Besonders häufig passiert das nach dem ­ersten Einschalten oder nach Pausen während ­eines Shootings. Auch dann, wenn man mit mehreren Kameras arbeitet und die andere einen Sucher besitzt, kommt es schon einmal zu Irritationen.

Einen Vorteil hat der fehlende Sucher in jedem Fall: die kompakte Bauform. Die Z30 hat (abgesehen von der Höhe natürlich) ähnliche Abmessungen wie mein iPhone 13 Mini und passt zur Not auch mit angesetztem Objektiv in eine Jackentasche. Das ist zwar sicher nicht die ideale Transportmöglichkeit, aber es kann durchaus nützlich sein, wenn man gerade beide Hände benötigt oder wenn es plötzlich stark regnet – denn spritzwassergeschützt ist das Gehäuse der Z30 nicht.

Schwenk- und drehbares Display

Was die Arbeit mit der Z30 spürbar erleichtert, ist das dreh- und schwenkbare Display. Es lässt sich wie ein normales rückseitiges Display verwenden oder seitlich ausklappen, um es dann in der Neigung dem Betrachtungswinkel anzupassen. Immer dann, wenn es darauf ankommt, bodennah oder überkopf zu arbeiten, ist das sehr hilfreich.

Das Display lässt sich komplett drehen und seitlich wegklappen, so dass man aus jeder erdenklichen Perspektive den »Durchblick« hat. (Foto Nikon)

Wie bei einer Vlog-Kamera nicht anders zu erwarten, lässt sich das Display natürlich auch in Richtung des Motivs drehen, um Selfie-Aufnahmen zu ermöglichen.

Für Video gemacht

Man merkt, dass die Z30 für das Filmen konzipiert ist. Während die meisten Kameras ein Aufnahmelimit von 15–30 Minuten besitzen, lässt sich mit der Z30 durchgehend bis zu zwei Stunden Aufnahmematerial sammeln – allerdings nur am Stromkabel, mit Akku sind es immerhin etwa 70 Minuten.

Die Z30 nimmt 4K in 30p auf und bietet die Möglichkeit, Full-HD-Material mit bis zu 120p aufzunehmen. Damit lassen sich auch wunderbar Slow-Motion-Aufnahmen realisieren.

Was den Autofokus angeht, konnte ich während der Videoaufnahmen mit der Z30 deutlich schneller fokussieren als beispielsweise mit der Z6. Die Treffsicherheit hat mich auch hier geradezu verblüfft. Dabei nutzte ich für Aufnahmen von Personen gerne den Augen-AF, während ich Gegenstände mit einem leichten Touch auf die entsprechende Stelle des Displays fokussierte.

Was besser sein könnte

Das fehlende Ladegerät und das ungünstig platzierte SD-Kartenfach habe ich bereits erwähnt. Letzteres ist sicherlich der kompakten Bauweise geschuldet und verschmerzbar. Viel mehr Angriffsfläche bietet die Kamera aber kaum. Wünschenswert wäre allenfalls noch eine interne Bildstabilisierung gewesen. Gerade, wenn es darum geht, die letzten Reserven herauszuholen und mit längeren Verschlusszeiten zu arbeiten, macht sich der fehlende IBIS durchaus bemerkbar. Ansonsten bringt die Z30 mehr mit, als ich mir erwartet hatte.

Nikon Z30 Test – Fazit

Nach meinem Nikon Z30 Test, der sich über sechs Wochen erstreckte, kann ich sagen, dass sich für mich der Kauf gelohnt hat. Besonders mit einem kompakten Objektiv wie dem 24 mm F1.7 ist die Z30 mein idealer Begleiter, wenn es darum geht, unauffällig zu fotografieren. Für alles andere ist sie mindestens eine hervorragende Zweitkamera. Und für alle meine kommenden Videoprojekte ist sie ohnehin gesetzt.

Auch wenn ich kein Influencer bin, der täglich Reels und Selfies auf diverse Social-Media-Plattformen hochlädt, sehe ich trotzdem Vorteile, die Kamera auf sich selbst zu richten. So lassen sich prima Urlaubserinnerungen sammeln und die Bildqualität für künftige Zoom-Meetings steigt im Handumdrehen auf ungeahnte Höhen. Denn auch hierfür lässt sich die Z30 in Plug&Play-Manier nutzen.

Aber sicher: Was für mich gilt, gilt noch lange nicht für jeden. Manch einer wird sich an der kompakten Bauweise stören. Wer sehr große Hände hat, kommt vielleicht gar nicht mit ihr zurecht. Und bei ­aller ­Euphorie: Die Z30 ersetzt auch für mich kein ­professionelles Kameragehäuse, das so manche ­Funktion mehr bietet, robuster ist und noch einmal mehr Reserven in hohen ISO-Bereichen und der all­gemeinen Bildqualität bietet. Aber sie ersetzt für mich in vielen Fällen das Smartphone als kleine Backup-­Kamera. Denn auch wenn die Smartphonebilder (und Videos) immer besser werden, bin ich qualitativ doch meist nicht wirklich zufrieden. Und hier spielt die Z30 ihre wahre Stärke aus.

Es gilt also, wie fast immer: Man muss sich ­überlegen, wofür man die Kamera einsetzen ­möchte. Die Z30 kann zwar nicht alles am besten, aber sie ist hinsichtlich der Größe und Preis-/Leistung äußerst gut im Markt positioniert.

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1 Kommentar:
  1. Besitzt der Autor die Kamera wirklich? Die Specs scheint er vor dem Kauf jedenfalls nicht gelesen zu haben, denn das Gehäuse der Z30 wird von Nikon anders als der Autor behauptet mit seinem Spritzwasserschutz ausgelobt. Oder will der Autor die Qualität dieses Spritzwasserschutzes in Frage stellen und behauptet deshalb die Z30 besitze keinen. Ich habe die Kamera bestellt und werde alsbald in der Lage sein, weitere seiner Beschreibungen aus eigener Anschauung zu überprüfen.

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