Mobile Stromversorgung für Fotografen – Jackery Explorer 500

01. August 2022
von Steffen Körber
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Ohne Strom geht in der digitalen Fotografie nichts. Während man mit Ersatzakkus für die Kamera für die meisten Anwendungsfälle noch gut gerüstet ist – vorausgesetzt natürlich, sie sind geladen – sieht das Ganze bei Laptop, Tablet, Smartphone und LED-Lampen oder Blitzen schon anders aus. Gerade, wenn man mehrere Tage unterwegs ist oder an einer Location fotografieren möchte, die keine Stromanschlüsse bietet, ist eine mobile Stromversorgung eine äußerst nützliche Lösung.

Das 2012 in Kalifornien gegründete ­Unternehmen ­Jackery hat sich auf genau diese Produktgruppe spezialisiert. Die Firma vertreibt Solargeneratoren für ­Outdoor-Aktivitäten. Es handelt sich dabei um trag­bare Powerstations. Angeboten werden sie von ­Jackery in verschiedenen Ausführungen unter dem Modellnamen »Explorer« – angefangen von 240 bis zu 2.000 Watt Leistung. Die Powerstations lassen sich ent­weder über das Stromnetz und den Kfz-Anschluss laden – oder aber – »sauber und kostenlos« – mittels optional erhältlichem Solarmodul. Das klingt angesichts der aktuellen Energiepreise und der drohenden Klimakrise sehr verlockend.

Als ich über den Newsletter unserer Kollegen vom Netzwerk Fotografie auf die Produktreihe von ­Jackery aufmerksam wurde, fühlte ich mich sofort angesprochen und fragte daher, ob eine Leihstellung ­möglich sei. Zwar bin ich selten auf Fotoreisen mit Camping-Charakter – aber die Möglichkeit, on ­Location über Strom zu verfügen, reizt mich doch sehr. Ich ­besitze keine mobile Blitzanlage, sondern ­benutze indoor meist Studioblitze mit 150 bis 250 Wattsekunden. ­Alternativ kommen on Location bis zu drei LED-Lampen zum Einsatz. Darüber ­hinaus halte ich einen ­Laptop am Set für sehr bequem, weil man den foto­grafierten Personen damit die (Zwischen-)Ergebnisse präsentieren kann. Hier verspricht eine mobile Stromversorgung gleich mehrfach nützliche Hilfe.

Für den Test erhielt ich einen Explorer 500 sowie das SolarSaga 100W Panel. Beides zusammen ­kostet derzeit im Handel ca. 950 €. Die Lieferung des Sets ­erfolgte in zwei separaten Paketen. Beim Auspacken stellte sich bei mir sofort ein positiver Eindruck ein. Die Verarbeitung der Geräte wirkt sehr wertig. Etwas erschrocken war ich vom Gewicht: Generator und Solarpanel wiegen zusammen knapp über elf Kilogramm. Das ist mehr, als meine gesamte Ausrüstung auf die Waage bringt. Immerhin lassen sich die Geräte aber dank der Griffe sehr gut tragen. Und weil das Panel klappbar ist, kann man das Set auch platzsparend ­lagern und transportieren.

Der Explorer 500 bietet einen AC-Ausgang – also ­einen »normalen Wechselstromstecker« – mit 230V bei 500 Watt (Spitzenwert 1.000W), drei USB-A-­Anschlüsse, zwei DC-Anschlüsse und einen KFZ-Anschluss. Hier ­lassen sich also bequem mehrere Geräte parallel anschließen. Im Grunde deckt man damit also den gesamten Bedarf an Anschlüssen ab, wobei ich für mein Smartphone gerne einen USB-C-Anschluss gehabt ­hätte und auch einen zweiten AC-Ausgang praktisch fände. So bin ich auf eine Mehrfachsteckdose angewiesen.

Bevor ich den Jackery Explorer 500 »im Einsatz« ­testen wollte, experimentierte ich zu Hause ein wenig damit herum. Zunächst nutzte ich die ersten ­einigermaßen sonnigen Tage im Mai, um den Generator aufzuladen und aktiv »Strom zu sparen«. Hier lieferte das SolarSaga 100W noch nicht die ­volle Leistung, lud den Explorer 500 aber in rund 14 Stunden voll auf. ­Unter besseren Voraussetzungen soll das Aufladen nur etwa zehn Stunden dauern. Falls sich die Sonne mal ­einige Tage gar nicht zeigen möchte: An der Steckdose ­benötigt der Explorer 500 ca. sieben Stunden zum Aufladen, und über das Auto-Ladegerät ca. acht Stunden.

Beim Anschließen meiner Peripherie, war ich zunächst fasziniert, wie viel sich damit bewerkstelligen ließ: Ist der Explorer 500 vollständig aufgeladen, hätte ich damit rund 50 Mal mein Smartphone oder etwa 36 Kamera-Akkus (in meinem Fall Nikon EN-EL15b) ­laden können. Meinen Laptop hätte ich ganze zwölf Mal ­laden oder alternativ sieben Stunden unter Volllast ­betreiben können.

Viel spannender war für mich aber, wie sich die ­Sache mit elektronischen Geräten verhält, die etwas mehr Leistung haben. Zunächst testete ich meine LED-Leuchten (Rollei Lumen 900). Hier zeigte der ­Explorer 500 erwartungsgemäß keine Schwächen, schließlich benötigten die Leuchten jeweils maximal 60 – also zusammen gerade einmal 180 Watt. ­Etwas skeptischer war ich bei meinen Blitzen. Zwar sollten sich auf dem Papier zumindest zwei meiner Blitze (150W und 250W) gemeinsam betreiben lassen – aber ich war mir nicht sicher, wie der Explorer mit dem plötzlich ansteigenden Strombedarf umgehen würde. Es stellte sich heraus, dass er keine Probleme damit hatte. Um das Gerät dann aber doch an seine Grenzen zu bringen, schloss ich einen Fön an, der bei voller Leistung dann tatsächlich den Explorer 500 dazu brachte, seinen Dienst nach dem Überschreiten der maximalen Leistung kurzzeitig zu verweigern. Das Gerät schaltete dabei jedoch nur kurz ab und nahm keinen Schaden.

Plant man die Anschaffung eines solchen ­Generators, lohnt es sich aus meiner Sicht, den ­benötigten Stromverbrauch der anzuschließenden ­Geräte zu prüfen. Eine Blitzanlage benötigt schnell deutlich mehr Leistung als der Explorer 500 liefern kann. Auch »kleine« Haushaltsgeräte verbrauchen ­mitunter deutlich mehr als man meinen würde.

Als etwas störend habe ich den internen Lüfter des Explorer 500 empfunden, der sich ab etwa 60 Watt Stromverbrauch zuschaltet. Konzentriertes Arbeiten im Büro ist damit – zumindest für mich – nicht möglich.

In der Praxis war der »Lärmpegel« bei einem Porträt­shooting dann jedoch kaum mehr relevant. On ­Location baute ich mein »Set« mit meinen drei LED-Leuchten auf. Außerdem angeschlossen hatte ich ­meinen Laptop zum Präsentieren der Ergebnisse und das Smartphone, auf dem zum Auflockern der ­Stimmung Musik trällerte. In dieser Kombination spielte der ­Explorer 500 seine Stärken voll aus. Es ließen sich alle Geräte in Kombination betreiben und es blieben dennoch 250 Watt verfügbar, die man für weitere ­Geräte hätte nutzen können. Bei einer Shootingdauer von ca. drei Stunden, bei der der Laptop aber oft im Stand-by und nicht alle Leuchten immer und bei 100 Prozent Leistung liefen, hatte der Explorer anschließend noch 37 % Restkapazität. ­Erfahrungsgemäß ­machen die Akkus für die Leuchten (die in der ­An­s­chaffung ca. 60 € pro Stück kosten und für die pro Leuchte zwei nötig sind) ­früher schlapp. Insofern ist der Explorer 500 für mich hier eine ausgesprochen interessante Alternative – besonders, weil der Strom in diesem Fall für mich tatsächlich ­kostenlos war. Allerdings muss ich relativierend anmerken, dass dies sicherlich nicht auf alle Fotografinnen und Fotografen zutrifft. Pauschal lässt sich keine ­Empfehlung ­aussprechen. Es kommt darauf an, wie oft und welche Geräte man unterwegs betreiben möchte und mit welchen Anwendungsfällen man es zu tun hat. Aus meiner Sicht lohnt sich eine mobile Stromversorgung wie der Jackery Explorer 500 vor allem für Fotografen, die oft und lange outdoor unterwegs sind, viel elektronische Geräte (LED-Leuchten, Laptop, »kleinere« Blitze) für Shootings nutzen oder ein Backup benötigen, falls on Location keine Stromversorgung gegeben ist.

Gerade die Kombination mit dem Solarpanel macht durchaus Sinn, wenn man langfristig Kosten sparen und nachhaltig arbeiten möchte. Es sollte einem aber klar sein, dass es recht lange dauert, bis sich der Anschaffungspreis armortisiert hat – es sei denn, die Energiepreise steigen weiterhin so rapide an …

Transparenzhinweis: Der Explorer 500 sowie das SolarSaga 100W wurde uns von Jackery für den Zeitraum des Tests zur Verfügung gestellt.

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