Smart und winzig – Foolography Unleashed

13. April 2022
von Steffen Körber
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Foolography Unleashed

Dieser Beitrag zum Foolography Unleashed ist Teil von fotoespresso 1/2022

Es gibt eine ganze Reihe von Anwendungsfällen, bei denen das Verwenden eines Fernauslösers hilfreich oder sogar notwendig ist – und zwar immer dann, wenn es darauf ankommt, Verwacklungen zu vermeiden oder wenn es nicht möglich ist, sich selbst hinter der Kamera zu positionieren.

Während man mit einfachen Fernauslösern die ­Kamera lediglich auslösen kann, ermöglichen ­smartere Lösungen auch eine weitergehende Steuerung der Kamera. Das »Unleashed« der Berliner Firma Foolography zählt zu Letzteren. Es handelt sich dabei um ein ­kleines Bluetooth-Modul, das mit der dazugehörigen App kommuniziert. Als eigentlicher Fernauslöser fungiert in diesem Fall also das Smartphone (oder Tablet).

Technische Daten des Foolography Unleashed

In der aktuellen Version (Unleashed ´18) ist das kleine Tool derzeit für Canon- und Nikon-Modelle lieferbar. Die angekündigte und vorbestellbare Version ´22 deckt außerdem die Hersteller Fujifilm, Panasonic und Sony ab und soll einen erweiterten Funktionsumfang bieten. In der Nikon N1-Version (für meine D500) misst das Unleashed ´18 gerade einmal 14×13 mm. Es wird in die Fernauslöser-Buchse gesteckt und – um alle Funktionen nutzen zu können – mittels entsprechendem USB-Kabel noch mit dem USB-Slot der Kamera verbunden. Das Gerät bezieht den Strom über die Kamera – es muss also nicht extern geladen werden. Der zusätzliche Stromverbrauch der Kamera ist dabei zu ­vernachlässigen.

Plug & Play

Foolography Unleashed Plug Play

Eine wirkliche Einrichtung des Unleashed ist erfreulicherweise nicht wirklich erforderlich. Nachdem man sich die dazugehörige App (sowohl für Android als auch iOS erhältlich) auf seinem Smartphone/Tablet installiert und das Gerät an der Kamera angebracht hat, kann man nach dem Einschalten der Kamera beides miteinander koppeln und sofort mit dem Fotografieren oder Filmen loslegen.

Modi & Bedienung

Weiter positiv hervorzuheben ist der große Funktionsumfang, aus denen sich viele Möglichkeiten ergeben. Denn innerhalb der App lassen sich vier verschiedene Oberflächen bzw. Modi auswählen: Photo, Video, Timelapse und Autoramp.

Wie zu erwarten, lässt sich im Modus »Photo« die Kamera für Fotos nutzen. Die Anzahl der Parameter, die man verändern kann, reicht für die meisten ­Szenarien völlig aus. Hat man alle Einstellungen vorgenommen, kann man durch Druck auf den Auslösebutton die Kamera auslösen. Leider passiert dies zunächst im Blindflug, weil die App mangels Bandbreite der Bluetooth-Verbindung kein Live-View-Bild anzeigen kann. Erst nach der Aufnahme bekommt man dann ein (stark komprimiertes) Bild der getätigten Aufnahme angezeigt, das man schließlich als Referenz für das nächste Bild verwenden kann, um weitere Anpassungen vorzunehmen. Viel mehr als einen ­groben Eindruck erhält man allerdings dadurch nicht. Die ­wirkliche ­Bildkontrolle kann also erst später am Rechner erfolgen. Die Kritik hierzu scheint sich Foolography zu Herzen zu nehmen, denn der Nachfolger soll bis zu zehn Mal schneller sein und Bilder in HD auf das Smartphone übertragen können.

Foolography Unleashed Modi
Die vier Aufnahmemodi der Unleashed-App, mit der sich jeweils Fotos, Videos, Timelapse-Aufnahmen sowie Timelapse-Aufnahmen mit »Auto Ramping« aufnehmen lassen.

Der Video-Modus bietet im Grunde die gleichen Einstellungsmöglichkeiten – allerdings wird hier der Dateigröße wegen gar kein aufgezeichnetes Bild/Video an das Smartphone gesendet und demnach auch nichts angezeigt.

Die beiden anderen Modi sind für Timelapse-Aufnahmen gedacht und bieten entsprechende Einstellungen zum Intervall und der Aufnahmedauer, wobei der Modi »Autoramping« besonders dann hilfreich wird, wenn man Zeitrafferaufnahmen bei sich verändernden Lichtbedingungen (z. B. Sonnenauf- oder untergang) aufnimmt. Hier werden mithilfe eines Algorithmus die Belichtungswerte aneinander angeglichen, um einen weicheren Übergang zu schaffen und flackernde Bilder zu vermeiden. Abgesehen vom Komfort, die Aufnahme auch aus einer gewissen Entfernung zur Kamera vornehmen zu können, bietet das Unleashed hier Features, die den Funktionsumfang zumindest meiner Kamera tatsächlich erweitern.

Geo-Tagging

Ein weiteres praktisches Feature, das nicht jede Kamera von Haus aus liefert, ist das Geo-Tagging. Wer die Standortdaten (GPS) in seine Bilddaten schreiben lassen möchte, kann diese Funktion in der App aktivieren (siehe Abb. 2, jeweils rechts unten in den Modi »Photo« und »Video«). Das Unleashed bezieht dann die Daten entweder über das Smartphone oder (was genauer und im Gelände zuverlässiger ist) man koppelt das Unleashed zusätzlich mit einem externen GPS-Gerät.

Erfahrungen mit dem Foolography Unleashed

Über die Dauer des Tests arbeitete das Unleashed an meiner Kamera stets zuverlässig. Durch die geringe Größe fiel das Tool kaum auf und war auch nicht wirklich hinderlich, wenn man davon absieht, dass man etwas vorsichtig sein musste, beim Handling mit der Kamera nicht versehentlich am USB-Kabel hängen zu bleiben. Ich habe das Unleashed outdoor für Langzeitbelichtungen und zur Steuerung einer zweiten Kamera für Videointerviews im Einsatz gehabt und mich über den dadurch gewonnenen Komfort gefreut. Auch für Familienaufnahmen kam das Gerät schon mehrmals zum Einsatz und ersparte mir dadurch den lästigen Gang zur Kamera, um den Selbstauslöser zu aktivieren. Für mich persönlich ist das Unleashed aber nicht essenziell. Es ist als Allrounder durchaus nützlich und in manchen Situationen sehr bequem. ­Besitzt man das Gerät, fallen einem tatsächlich auch immer neue Verwendungsmöglichkeiten ein. Aber ich würde mir das Unleashed dafür nicht kaufen. Aus meiner Sicht eignet sich das Gerät vor allem für Fotografinnen und Fotografen, die GPS-Daten aufzeichnen möchten und gerne Zeitrafferaufnahmen vornehmen. Mit dem Unleashed findet man hier einen sehr schnellen Einstieg und kommt dank der Features zu schönen Ergebnissen. Das Unleashed wird auch sehr interessant, wenn man bis zu sechs Kameras parallel bedienen möchte – wobei man dann auch entsprechend viele Module benötigt! Wer allerdings im Studio fotografiert und Vorschaubilder auf dem Tablet haben möchte, um sie zur Beurteilung der Aufnahme zu haben, verwendet bessere andere Lösungen.

Wozu braucht man einen Fernauslöser? Zum Beispiel für solche Langzeitbelichtungen.

Wer sich für den Kauf entscheidet, sollte allerdings gleich das neue Modell (Unleashed `22) ins Auge fassen. Man kann es aktuell für 159,00 € über Indiegogo vorbestellen. Aber Vorsicht: Als Erscheinungstermin ist mittlerweile Anfang 2023 genannt. Und vergleicht man die Liefersituation mit der des Vorgängermodells zum damaligen Release, kann es sogar noch etwas länger dauern. Wer also sofort eine Lösung benötigt, muss entweder in den sauren Apfel beißen und die Mehrkosten für das ältere Modell tragen oder sich nach einer Alternative umschauen.

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